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Gute Nachrichten (Buchbesprechung)

von Sylvia Buttler, erschienen in Ausgabe #19/2013
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Wenn zehn Frauen gemeinsam als erstes ausschließlich weibliches Team den Mount Everest besteigen, ist das eine sportliche Höchstleistung. Sind diese Frauen ausnahmslos Nepalesinnen, dann wird aus dem Erfolg eine politische Botschaft an die Frauen des Landes: Wir können jeden Gipfel erklimmen! Ein solches Signal ist für die Nepalesinnen von enormer Bedeutung, denn in ihrem Land gelten Frauen nach wie vor wenig.
Dieses und andere Beispiele finden sich in dem von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen Buch, das mit dem Prinzip »Only bad news are good news« bricht und über positive Entwicklungen aus aller Welt berichten will. Fast zwangsläufig, so das Vorwort, sei das Phänomen, dass die guten Nachrichten überwiegend über Projekte berichten, die von Frauen initiiert wurden, während die »Bad News« von Männern dominiert sind. Es stellt jedoch auch klar, dass dies lediglich auf die größere Präsenz von Männern in den Macht- und Medienzentren zurückzuführen sei. Frauen sind nicht die besseren Menschen, aber sie wurden jahrhundertelang von Waffen ferngehalten, hatten keine politische Macht und sind durch antrainierte soziale Fähigkeiten eher bereit, auf andere zuzugehen.
In den meisten Ländern der Erde sind Frauen benachteiligt, sei es in der Bildung, der Höhe ihrer Löhne, dem Zugang zu politischen Ämtern oder durch (häusliche) Gewalt. Die jüngsten Ereignisse in Indien zeigen dies drastisch. An vielen Orten auf der ganzen Welt lassen Frauen sich das alles aber nicht länger gefallen. In Afrika, Lateinamerika und Asien entsteht ein neues weibliches Selbstbewusstsein, das sie aktiv werden lässt. Ob sie männerfreie Dörfer gründen, sich den Zugang zum Polizeidienst erstreiten oder gegen frauenverachtende Traditionen kämpfen, alle haben sie gemeinsam, dass sie nicht aufgeben. Wer Gefahr läuft, frustriert von schlechten Nachrichten den Rückzug ins Privatleben anzutreten, dem sei dieses Buch empfohlen. Wenn diese Frauen (und auch einige Männer), die unter wesentlich schlechteren Bedingungen leben als wir, aktiv werden, dann können und sollten wir das auch tun. Folgen wir ihrem guten Beispiel! ◆ Sylvia Buttler


Gute Nachrichten
Wie Frauen und Männer weltweit Kriege beenden und die Umwelt ­retten
Heinrich-Böll-Stiftung und Ute Scheub (Hrsg.)
Heinrich-Böll-Stiftung, 2012
176 Seiten
ISBN 978-3869280929

Die Druckausgabe ist derzeit vergriffen, ein kostenloser ­Download ist hier möglich.

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