von Manuela Pusker, erschienen in Ausgabe #21/2013
Wie der Titel des Buchs vermuten lässt, geht es hier um Wirtschaft und Schattenwirtschaft, in denen der Mensch selbst zur Ware wird. Das mag zunächst befremdlich klingen, ist aber bei weitem kein Einzelphänomen, wie beim Durcharbeiten der Buchkapitel deutlich wird. Selbst wenn man sich bereits zuvor mit Aspekten dieses Themas auseinandergesetzt hat, werden einem hier die Augen geöffnet, in wievielen Lebensbereichen Menschen auf abscheulichste Weise als Ware behandelt werden. Peter Krause hat umfassend recherchiert. Basierend auf einem anthroposophischen Menschenverständnis, betrachtet er die allgemeinen großen Zusammenhänge der Ökonomie wie die Rolle des Geldes in der Marktwirtschaft. Dann blickt er in Schattenbereiche, und es tun sich menschliche Abgründe auf, die einerseits durch ihre Qualität, andererseits – und das ist das Entsetzliche – durch ihre Häufigkeit erschrecken. Man liest über Kinderarbeit, Kinder als Pharmasklaven, Organhandel, Kindersoldaten, Zwangsprostitution und rituelle sexuelle Gewalt. Dabei wird deutlich, dass wir alle an diesen Zuständen zumindest teilweise beteiligt sind. Dem ist auch der Epilog mit der Überschrift »Wir werden dauernd schuldlos schuldig« gewidmet. Unbewusst wissen wir ohnehin, was hier ausgesprochen wird. Der Wahrheit ins Gesicht zu blicken, wirkt dann eher ent- als belastend – das Aufwachen gibt uns die Möglichkeit, etwas zu tun. Im letzten Teil des Buchs finden sich Interviews, so mit dem Friedensforscher Johann Galtung zur Frage, was systemische strukturelle Gewalt ist und wie man ihr entgegenwirken kann. Die Schenkökonomie-Praktikerin Heidemarie Schwermer spricht über ihr Leben ohne Geld. Ihr Beispiel veranschaulicht, wie man sich bewusst und kreativ mit dem heutigen System auseinandersetzen kann. Jan Temmel, ein junger Multimedia-Designer, wünscht in seinem Interview, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst und die Natur als Einheit zu betrachten und entsprechend zu handeln. So lernen wir in diesem Buch exemplarisch einzelne Menschen kennen, die mit ihrem vielfältigen Engagement hoffnungsvoll neue Wege suchen. Was nach der Lektüre bleibt, ist die Gewissheit, dass wir so nicht weitermachen können. Es muss ein viel stärkeres Bewusstsein für den Missstand entstehen, dass Menschen zu rechtlosen ökonomischen Objekten gemacht werden. Genauso bleibt nach der Lektüre aber auch die Ohnmacht gegenüber Praktiken, auf die wir mit unseren Alltagsentscheidungen kaum Einfluss nehmen können. Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber absolut lesenswert.
Ware Mensch In den Ketten des Geldes. Peter Krause Flensburger Hefte Nr. 119, 2013 92 Seiten ISBN 978-3935679817 16,00 Euro