Die verrückte CO2-Kurve
Beim Klimaspiel »Cooling Down«, das in der Tradition von Frederic Vesters Spiel »Ökolopoly« aus den 80er Jahren steht, gewinnen Kooperation und Weitblick.
»Dieses Buch sollte mir gestatten, den Konflikt in Nah-Ost zu lösen, mein Diplom zu kriegen und eine Frau zu finden«, so der nicht geringe Anspruch, den dieses charmante Büchlein bereits im Titel für sich reklamiert. Dem wird es auch durchaus gerecht, theoretisch zumindest: Sylvain Mazas, französischer Absolvent der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, legt hier seinen Schlüssel oder, besser: sein Schema – der Künstler hat, wie er eindrucksvoll unter Beweis stellt, eine Schwäche für Schemata und Diagramme – zum persönlichen und planetaren Glück vor. Der Titelkonjunktiv »sollte« weist darauf hin, dass es sich – wie sollte es auch anders sein? – um ein noch zu erprobendes Konzept handelt.
Protagonist Sylvain erzählt in wunderbar schrulligen Zeichnungen, die er ganz nebenbei am laufenden Meter aus dem Ärmel zu schütteln scheint, und handgekrickelten Textpassagen davon, wie er versucht (in dieser Reihenfolge): eine Frau zu finden, seine Abschlussarbeit hinzukriegen, Arabisch zu lernen, den Nahostkonflikt zu verstehen und sein Leben sowie die Welt nachhaltig zum Besseren zu wenden. Das Ergebnis wird im beiliegenden Faltplan übersichtlich im Mindmap-Stil präsentiert. Dabei sollte man sich von dem saloppen, hemdsärmeligen Tonfall nicht beirren lassen, denn alles, was der Künstler zu sagen und zu zeichnen hat, ist durchaus ernst, wenn auch nicht wörtlich zu nehmen – es ist nicht nur hinreißend skurril und einnehmend nonchalant, sondern auch auf sympathisch arglose Weise: weise.
Wer sich schon einmal in Erklärungsnot und konfrontiert mit hämischen Kommentaren von Zeitgenossen sah, die Welt und Menschheit Unverbesserlichkeit attestieren wollen, oder aber sich in ermüdenden Diskussionen mit monothematischen Patentrezeptschreibern zur Weltrettung wiederfand, wird bei der Lektüre dieser Fibel um heftiges Schmunzeln und lautes Auflachen nicht umhinkommen. Wie bei allen Werken aus dem überaus bibliophilen Stralsunder »Mückenschwein«-Kleinstverlag ist auch hier alles handgemacht (siehe Interview auf S. 91). Warum Sie dieses Buch keinesfalls über Amazon kaufen sollten, ist im Anhang der 2. Ausgabe skizziert. Kaufen aber sollten Sie es. Immerhin geht es um das Glück – um Ihres und um das des Planeten.
Dieses Buch sollte mir gestatten, den Konflikt in Nah-Ost zu lösen, mein Diplom zu kriegen und eine Frau zu finden (Teil 1)
Sylvain Mazas
Mückenschwein Verlag, 2011
205 Seiten
ISBN 978-9189034150
10,00 Euro
Weiterlesen: Joe Sacco: Palästina • Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein • Wicki Bernhardt: Music, Movement, War
Beim Klimaspiel »Cooling Down«, das in der Tradition von Frederic Vesters Spiel »Ökolopoly« aus den 80er Jahren steht, gewinnen Kooperation und Weitblick.
Gemeinschaftsgründungen sind nicht immer einfach. Da gibt es oft Enttäuschungen, und unbekannte Herausforderungen wollen bewältigt werden. Die Autorinnen schildern, was ihre Gemeinschaftsinitiative trotz erheblicher Rückschläge zusammengehalten hat und ihr
Die Welt ist keine Ware. Wer das ernstnimmt, macht sich auf die Suche nach grundlegend neuen Spielregeln für das Wirtschaften.