Buchtipps

Schön wild? (Buchbesprechung)

von Sylvia Buttler, erschienen in Ausgabe #14/2012
Photo

Bücher, die uns auffordern, unsere Kinder wieder mal nach draußen zu schicken, gibt es mehrere. Einige davon und deren wichtigste Aussagen finden Erwähnung in diesem Büchlein, das sich als Plädoyer für die Wildnis versteht. Aber es nimmt auch die Verhaltensweisen der Erwachsenen kritisch unter die Lupe. Sind es nicht die Eltern, die die Kinder in Freizeitparks und künstliche Welten schleppen? Haben nicht Zoos und Erlebnisanlagen, in denen man von Sensation zu Sensation hetzt, Hochkonjunktur?
Andererseits kann man selbst bei schönstem Wetter durch so manchen Wald streifen und begegnet niemandem. Dabei wäre es auch für die Erwachsenen wohltuend, sich mal wieder im Wald aufzuhalten. Statt der Fernreise in die Tropen mal die Heimat durchwandern …
Der Autor erzählt, wie seine Enkel auf gemeinsamen Wanderungen mit ihm die Wildnis erleben. Davon, dass schöne und weniger schöne Erlebnisse mit der Natur sich ein Leben lang festsetzen. Und davon, dass wir diese Natur immer weiter verdrängen und die Wildnis nur in völliger Sicherheit zu erleben bereit sind. Die Entfremdung der Kinder von der Natur wurde schon vor 150 Jahren beklagt, woraufhin sich z. B. Pfadfinderbewegungen bildeten. Schüler wurden schon damals aufs Land geschickt, um Berliner Hinterhöfen zu entfliehen. Das scheint ein wiederkehrendes Phänomen zu sein.
Was mir an diesem Buch gefällt, ist der kritische Blick auf die Erwachsenen. Nur wenn wir wieder Muße haben, den Schmetterling vorm Haus und den Regenwurm im Garten beachten und bewundern zu können, werden unsere Kinder auch Interesse und Freude an der Natur haben. Und das vor der eigenen Haustüre und nicht im teuren Abenteuerzoo oder in künstlichen Paradiesen.
Das Buch beschäftigt sich außerdem mit der fehlgeleiteten Landschafts- und Straßenplanung, dem Raubbau an unseren Wäldern und einem falschen Naturbegriff. Das ist etwas viel für so ein schmales Buch, und so bleibt es an diesen Stellen etwas oberflächlich. Lesens- und vor allem nachdenkenswert ist es aber allemal.


Schön wild!
Warum wir und unsere Kinder Natur und Wildnis brauchen.
Gerhard Trommer
oekom Verlag, 2012
191 Seiten
ISBN 978-3865812957
12,95 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #14

Photo
von Sylvia Buttler

Wir sind jung und brauchen die Welt (Buchbesprechung)

Niemand hat in Bezug auf den Klimawandel so viel zu verlieren wie die Jugend. Aber zu demonstrieren im herkömmlichen Sinn, wie Eltern und Großeltern es getan haben, gilt als uncool. Also macht die Jugend ihrer Wut jenseits von Umweltorganisationen und Parteien Luft und vernetzt sich dank

Permakulturvon Robert Strauch

Kreative Randzonen

Eine Konvergenz, das bedeutet das Zusammentreffen von vielem und vielen in einem Punkt. Im Sommer treffen sich in Kassel nicht nur die Kunstliebhaber der Welt, auch die europäische Permakulturszene kommt hier Anfang August zusammen.

Photo
von Marlena Sang

Das Buch vom Stock (Buchbesprechung)

Habe ich nicht als Kind alles Denkbare mit Stöckern gebastelt und gespielt? Dieses Buch zeigt auf gut gestaltete Weise, dass es noch viele weitere Varianten gibt. Tatsächlich, ich sehe einige Dinge beim Gang in die Natur anders als zuvor. Wie die Autoren schreiben, ist der Stock

Ausgabe #14
Welterben

Cover OYA-Ausgabe 14
Neuigkeiten aus der Redaktion