Buchtipps

Wir steigern das Bruttosozialglück (Buchbesprechung)

von Sylvia Buttler, erschienen in Ausgabe #14/2012
Photo

Jetzt wird wieder in die Hände gespückt, wir steigern das Bruttosozialglück! Seit sich herumgesprochen hat, dass das Königreich Bhutan das Glück seiner Einwohner zum Staatsziel erklärt hat, ist das Streben nach Glück auch bei uns hoffähig geworden. Es wurde aber unserer westlichen Lebensweise angepasst und kurzerhand zum »Bruttosozialglück« erklärt. Dieser Begriff soll wohl einen Kompromiss aus Wirtschaftswachstum und Glück versinnbildlichen; hier wird er gleich zum verkaufsfördernden Buchtitel. Wieviel die dargestellten Projekte dann tatsächlich mit Glück zu tun haben und ob er die Akteure als glücklichere Menschen wahrnimmt, möge jeder Leser selbst entscheiden.
Auf jeden Fall hat sich die Autorin auf die Suche nach Initiativen gemacht, deren Protagonisten herkömmliche Prozesse infragestellen und »anders wirtschaften«. Aufgeteilt in die Themen Energie, Verkehr, Produktion, Landwirtschaft und Banken werden sehr unterschiedliche Ansätze in ganz Deutschland dargestellt. Von der autofreien Siedlung in Hamburg bis zum Computer-Recycling in Berlin, vom Öko­bauern bis zum Regionalgeld – dieses Buch hat sich viel vorgenommen. Es werden mehrere Dutzend sowohl kleine, lokale Initiativen vorgestellt, als auch groß angelegte. Entsprechend wenig Raum bleibt für detaillierte Darstellungen, allerdings verweist die Autorin am Ende jedes Kapitels auf Webseiten und weiterführende Informationen. So kann der Leser bei Interesse tiefer in die Materie einsteigen.
Für diejenigen, die sich mit alternativen Wirtschafts- und Lebensformen bereits beschäftigen, bietet diese Sammlung allerdings wenig Neues. Es werden viele Ideen und Projekte vorgestellt, die bereits bekannt sind. Für Oya-Leser dürften zum Beispiel die GLS-Bank, das Wunder von Wörgl, Linux und offene Werkstätten keine Unbekannten sein. Dieses Buch ist auch nicht die erste Sammlung dieser Art. Für Neulinge auf dem Gebiet kann es aber viele interessante Einblicke und Anregungen bieten. Und Mut machen, selbst ein wenig anders zu wirtschaften. Dass damit dann ein besseres Leben und etwas Glück einhergehen mögen, wäre auf jeden Fall wünschenswert.


Wir steigern das Bruttosozialglück
Von Menschen, die anders wirtschaften und besser leben.
Annette Jensen
Verlag Herder, 2011
240 Seiten
ISBN 978-3451304040
16,95 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #14

Bildungvon Jonas Hentschel

Paulas Walz

Wer sich auf die Suche nach ­Wegen jenseits der Erwartungen der Leistungsgesell­schaft macht, findet über kurz oder lang Unterstützung. Der eigene Weg: Es gibt ihn!»Stadt ist nichts mehr für mich«, sagt Paula, »all die Eindrücke, die auf mich

Photo
von Sylvia Buttler

Wir steigern das Bruttosozialglück (Buchbesprechung)

Jetzt wird wieder in die Hände gespückt, wir steigern das Bruttosozialglück! Seit sich herumgesprochen hat, dass das Königreich Bhutan das Glück seiner Einwohner zum Staatsziel erklärt hat, ist das Streben nach Glück auch bei uns hoffähig geworden. Es wurde

Gemeinschaftvon Pascal Suter

Morphos oder Mainstream?

Morphos, so nennt sich neuerdings eine Gruppe junger Menschen, die sich in der Gemeinschaft »Zukunftswerkstatt Schloss Tempelhof« zusammengefunden haben, um neue Wege zu gehen. Inzwischen sind es acht an der Zahl, und sie haben sich einiges vorgenommen.

Ausgabe #14
Welterben

Cover OYA-Ausgabe 14
Neuigkeiten aus der Redaktion