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Schätze bergen (Buchbesprechung)

von Christina Stange, erschienen in Ausgabe #31/2015
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Wo Menschen Vertrauen und Mut zum Ausprobieren mitbringen, können Grenzen erweitert und neue Wege erforscht werden. Genau das passiert an vielen Schulen, die vom »klassischen« Konzept abweichen und beispielsweise Ideen von Montessori, Freinet und anderen Reformpädagogen in die Praxis umsetzen. Um herauszufinden, wie Schule Sinn stiftet, Spaß macht und Vertrauen bei Kindern, Eltern und Lehrern erweckt, ist nicht nur das Bewusstsein nötig, dass sich die gängigen Lehrmethoden als ungenügend erwiesen haben, sondern auch die Bereitschaft, in Neuland vorzudringen und mit gutem Willen, viel Energie, Elan und Idealismus im alltäglichen Leben zu experimentieren.
Im Buch »Schätze bergen« der beiden Organisationsberater Nicola Kriesel und Jan Kasiske, die seit acht Jahren freie Schulen in Entwicklungsprozessen begleiten, finden sich 13 Porträts alternativer Schulen in Deutschland, England, Israel und den Niederlanden. Ein wenig willkürlich und wie Schnappschüsse wirken einige Berichte; vielleicht wird das aber dem Stand dieser experimentellen Schulformen gerecht. Nur selten können sie auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückblicken. Vielmehr arbeiten sie mal mehr, mal weniger kreativ, unbeholfen oder durchdacht daran, Alternativen zu dem zu entwickeln, was Erziehung sonst mit Kindern und mit der Gesellschaft anrichtet.
Interessant sind die Kurzberichte für alle, die selbst bereits Erfahrungen mit Alternativschulen haben und sich so in die Erfolge, Probleme, Konflikte und denkbaren Lösungsstrategien leicht einfühlen können. Gewiss lassen sich durch den Blick in andere Zusammenhänge Anregungen gewinnen. Gleichwohl wird deutlich, wie individuell und daher nicht übertragbar die unterschiedlichen Wege mit ihren jeweils eigenen Persönlichkeiten, Konzepten, Prinzipien, Gebäuden und Situationen sind. Eine freie Schule ist nie genau wie eine andere – und genau das ist wohl auch eine ihrer Stärken.
Ergänzt werden die Porträts durch das Anreißen von Themen wie Inklusion, Auseinandersetzung mit neuer Pädagogik in der Hochschulausbildung, Schutz vor sexuellem Missbrauch (im Anhang sogar mit einem Mustervertrag für pädagogische Mitarbeiter) und einem Überblick über Unterstützungsmöglichkeiten durch Organisationsberatung an Schulen.
Die hier verborgenen Schätze liegen vor ­allem im Blick hinter die Kulissen, der sich für alle lohnt, die an alternativer Pädagogik interessiert sind. ◆


Schätze bergen
Alltag in Freien Alternativschulen.
Nicola Kriesel, Jan Kasiske
tologo Verlag, 2014
174 Seiten
19,90 Euro

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