In »Harte Kost« vergleichen Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn, wie die agro-industriellen Großkonzerne einerseits und die ökologische Kreislaufwirtschaft andererseits eine wachsende Weltbevölkerung satt machen wollen. Warum sollten wir dieses Buch lesen, wo wir als Oya-Leserinnen doch schon wissen, zu wessen Gunsten dieser Vergleich ausgehen muss? Zum einen, weil die Autoren sich immer wieder von diesem Vor-Urteil lösen, weil sie in die Vorstandsbüros und Labore der Konzerne gehen, deren Argumente und Visionen ernst nehmen und sodann den angepriesenen Lösungen Beispiele der ökologischen Landwirtschaft gegenüberstellen, die sie bei ihren Reisen über die Kontinente gesammelt haben. Zum anderen sollten wir es lesen, weil wir wirklich viel Neues erfahren. Wir begegnen Konzernchefs und Wissenschaftlern, die von einer Mission erfüllt zu sein scheinen, und erfahren von beeindruckenden Innovationen aus den Labors, z. B. von einer Form des Urban Gardenings in Japan, bei der Speisepflanzen mitten in der Stadt in vollautomatisierten, klimaunabhängigen Fabriken ohne jeglichen Boden- und Menschenkontakt pestizidfrei herangezogen werden; von Lachsen, die aufgrund nur eines zusätzlichen Gens fünf mal so schnell wachsen und das doppelte Gewicht erzielen; und von Rindfleisch, das nicht von einem Tier stammt, sondern auf der Grundlage von Stammzellenkulturen im Labor »wächst«. Das würde doch bedeuten, dass wir guten Gewissens, ohne die Sorge um die schlechte Ökobilanz des Fleischverzehrs, ein Steak nach dem anderen essen könnten? All diesen Innovationen mag ein unerschütterlicher Fortschrittsglaube zugrunde liegen, der vielleicht naiv ist. Die Firmen, die solche Forschungen betreiben, sind es gewiss nicht. Ihnen geht es schlicht um die Nachhaltigkeit ihres Profits. Bekannt ist das patentgeschützte Hybridsaatgut von Bayer und Monsanto, das nur dann gute Erträge verspricht, wenn die Bauern zusätzlich auch die anderen Bestandteile der jeweiligen »Produktfamilien« (Dünger und Pestizide) erwerben. Die von den Autoren angeführten Beispiele zeichnen sich zudem dadurch aus, dass sie sogar die Bauern oder Fischer überflüssig machen. Es wird deutlich: Worum es den Konzernen wirklich geht, ist eine Privatisierung der Natur. »Harte Kost« ist ein fair recherchiertes Buch, in dem Vertreter konträrer Denkschulen zu Wort kommen – und im Ergebnis ein überzeugendes Plädoyer für eine regionale Ernährungssouveränität auf ökologischer Grundlage. Parallel zum Buch ist der Film »10 Milliarden – wie werden wir alle satt?« entstanden, der Mitte April Premiere hatte. Für beides gilt: sehr empfehlenswert!
Harte Kost Wie unser Essen produziert wird – Auf der Suche nach Lösungen für die Ernährung der Welt. Stefan Kreutzberger, Valentin Thurn Mit einem Vorwort von Vandana Shiva Ludwig, 2014, 320 Seiten ISBN 978-3453280632 16,99 Euro