von Sylvia Buttler, erschienen in Ausgabe #11/2011
Wenn von »nachhaltiger Entwicklung« die Rede ist, ist fast immer »nachhaltiges Wachstum« gemeint. Auf Wachstum zu verzichten, würde die sozialen Sicherungssysteme, wie Gesundheitswesen und Altersvorsorge, ins Wanken bringen, die auf ständigem Wachstum basieren. Können wir auch ohne Wachstum (gut) leben? Dieser Frage gehen die Autoren dieses Buchs nach. Sie nehmen die Wachstumskritik auf, stellen dar, warum wir uns vom ständigen Wachstumszwang verabschieden müssen und welche Alternativen möglich sind. Das hört sich erst einmal trocken und kompliziert an, wird aber nachvollziehbar und verständlich dargestellt. Was muss in zentralen Bereichen der Gesellschaft verändert werden, damit die Abhängigkeit vom Wachstum entfällt? Umverteilung von Arbeit, mehr Dienstleistungen statt mehr Waren, ein anderes Steuersystem, ein neuer Bildungsbegriff – die Ansätze sind vielfältig. Besonders greifbar wird die notwendige Veränderung im Bereich des Konsums. Wird dieser mancherorts heute noch zur Bürgerpflicht ausgerufen, stellt das Buch Ansätze zu einer Reduzierung des Konsums vor, die nicht mit einer Einschränkung des Lebensstandards einhergeht. Die allgemeine Qualität des Lebens könnte auf Dauer sogar verbessert werden, und zwar durch einen veränderten Lebens- und Arbeitsrhythmus. Konzepte wie »nutzen statt besitzen« oder »reparieren statt wegwerfen« könnten, so die Autoren, viel bewegen. Deutlich wird bei den Überlegungen aber auch, dass sich die angedachten Veränderungen nicht von alleine einstellen werden. Auch der einzelne kann hier nur bedingt etwas erreichen. Vielmehr ist die Politik aufgefordert, die Weichen zu stellen, denn zahlreiche Eingriffe werden notwendig sein, um eine Abkehr vom Wachstumsstreben zu erreichen und dennoch gut zu leben.
Postwachstumsgesellschaft Neue Konzepte für die Zukunft. Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (Hrsg.) Metropolis, 2010, 247 Seiten ISBN 978-3895188114 18,00 Euro