Wie kann mensch Liebe lernen?
E inmal im Jahr geht es mit der Liebesschule Potsdam hinaus in die Natur. Jungen und Mädchen zwischen elf und dreizehn Jahren machen eine Entdeckungsreise – zu sich selbst und zum anderen Geschlecht.
Anthropologe, Beatnik, Buddhist, Eingeborener, Regionalist, Tiefenökologe, Weltbürger – Gary Snyder passt in viele Rollen und entzieht sich doch der Kategorisierung in Schubladen: Er prägte die Beat-Generation entscheidend, ohne dem destruktiven Hedonismus vieler Weggefährten zum Opfer zu fallen, dazu ist er zu sehr Wildnisweiser. Sein Schreiben ist durchdrungen von der Liebe zum Leben, und doch ist das Naturbild, das er darin zeichnet, nicht das eines verklärten Romantikers, dazu ist sein Blick zu sehr an der Wirklichkeit geschult. Die Natur gilt ihm als Autorität, und doch vertritt er keinen kalten Biologismus, dazu ist er zu sehr mitfühlender Buddhist und Schamane – jemand, der nach Snyders eigener Definition »für die wilden Tiere, für die Geister von Pflanzen und Bergen, für die Wasserscheiden spricht« (»The Old Ways«, 1977).
Seltener wird erwähnt, wie politisch brisant Snyders Werk ist. Deutlich wird dies in der nun endlich in deutscher Übersetzung vorliegenden Essaysammlung »Lektionen der Wildnis«. Besonders gilt dies für »Ort, Region, Allmende« – ein Auszug erschien in Oya 12 –, in dem er dem Konzept des Nationalstaats etwas entgegenzusetzen weiß: durch Landschaft geprägte Bioregionen, definiert durch die Züge der Blaueiche, die Wanderbewegung des Eichelhähers, den Lauf der Wasserwege. Die Regeln für Snyders bioregionale Alternative ergeben sich aus einem Pakt mit der Landschaft: »Die Allmende ist der Vertrag, den eine Bevölkerung mit ihrem natürlichen System vor Ort abschließt.« Dabei verhält sich Snyders bioregionale Politik zum politischen Tagesgeschäft wie materialistische Ökologie zur Tiefenökologie: »Die Allmende ist eine Organisationsebene der menschlichen Gesellschaft, die das Nichtmenschliche einschließt. Die Ebene über der örtlichen Allmende ist die Bioregion. Das Verstehen der Allmende, der Commons, und [ihrer] Rolle innerhalb der größeren regionalen Kultur ist ein weiterer Schritt bei der Verschränkung von Ökonomie und Ökologie.«
Naturgemäß bleibt da eine Kritik an Besitzständen nicht aus: »Jeder Ort gehört sich selbst«, schreibt Snyder und unterstreicht die gesellschaftspolitische Tragweite dieser Einsicht, indem er aus Max Cafards Surre(gion)alistischem Manifest zitiert: »Die Region ist gegen das Regime – gegen jedes Regime. Regionen sind anarchistisch.« – Wie gesagt, ein hochpolitisches Buch. Dennoch taugen Snyders Texte kaum als politische Manifeste. Als poetische Manifestationen der Landschaft hingegen wirken sie noch lange nach.
Lektionen der Wildnis
Gary Snyder
Matthes & Seitz Berlin, 2011
263 Seiten
ISBN 978-3882216578
26,90 Euro
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