Wenn es in Deutschland um Agro-Gentechnik geht, wird vor allem über den US-Konzern Monsanto geredet. Blicke hinter die Kulissen der deutschen Akteure fehlen bislang – ein Loch, das ein im Dezember 2010 erschienenes Buch füllen möchte. Seine 230 Seiten sind eng bedruckt mit Fakten, Originaldokumenten und Quellenangaben. Eine Enzyklopädie der Ver- flechtungen in der Gentechnik zwischen Firmen, Behörden, Lobbyverbänden und Forschung – von Aachen bis Rostock. Immer wieder sind dieselben Personen in verschiedenen Funktionen zu finden, und zwischen allen Beteiligten besteht ein enges Geflecht von undurchsichtigen Firmenkonstrukten. Selbst in NGOs und den kritischen Parteien bleiben gentech- nikkritische Inhalte zugunsten von Spendengeldern und Wählerstimmen oft auf der Strecke. Scheinbar neutrale und ökologisch orientierte Internetplattfor- men werden im Sinn der Befürworter von Bio-Tech gelenkt und gezielt für den Kampf um die öffentliche Meinung eingesetzt. Die Vorgängerbroschüre des Buchs mit dem Titel »Organisierte Unverantwortlichkeit« erschien im Jahr 2009 und war schnell vergriffen. Zwei der darin erwähnten Personen versuchten per gerichtlicher Verfü- gung, die Kritik an ihrer Tätigkeit verbieten zu lassen. Doch verloren sie den Prozess in zweiter Instanz. Die Recherchen – inklusive der massiven Vorwürfe und oft beißenden Formulierungen in Bezug auf Betrug, Geldwäsche, Fördermittelveruntreuung, gekaufte Demonstrantinnen und Demonstranten und mafiöse Strukturen – hielten der gerichtlichen Überprüfung stand. Wegen einer »Feldbefreiungsaktion« sitzt Buchautor Jörg Bergstedt dennoch im Gefängnis, wo er auch sein aktuelles Buch fertigstellte. »Wir dürfen nicht immer nur über Risiken reden, sonst ebnen wir denen, die ihre Produkt- und Methodenentwicklung als Risikoforschung verschleiern, selbst den Weg.« Widerstand gegen die Agro-Gentechnik findet im Wesentlichen auf drei Ebenen statt: Direkte Aktionen auf den Feldern, Initiativen für gentechnikfreie Regio- nen, Futter- und Lebensmittel sowie die politischen Bemühungen um bessere Kontrollen und Gesetze. »Monsanto auf Deutsch« ist eine erschreckende, teil- weise polemisch formulierte Sammlung, die wütend machen kann, aber keine Ohnmacht auslösen soll. Vielmehr will sie dazu beitragen, die Notwendigkeit direkter Aktionen zu erklären – aus der Wut heraus, mit kreativer und durchdachter Entschlossenheit.
Monsanto auf Deutsch Seilschaften zwischen Firmen, Behörden, Lobby und Forschung in der deutschen Agro-Gentechnik. Jörg Bergstedt SeitenHieb-Verlag, 2010 230 Seiten ISBN 978-3867470438, 18,00 Euro