Salutogenese - Unterwegs zur Gesundheit (Buchbesprechung)

von Jan Moewes, erschienen in Ausgabe #6/2011
Photo

Das neue Buch von Marco Bischof ist ein gewaltiges Werk, ein Brocken, nichts leicht Verdauliches. Aber
es ist auch ungemein ermutigend, ein Wegweiser zu einem neuen Verständnis von Krankheit und Gesund- heit. Ein Muss für alle Mediziner, für alle, die ernsthaft an Gesundheitskonzepten interessiert sind und für alle, die mit Medizinern nichts zu tun haben wollen.
In allen vorgestellten Konzepten ist ein jeder selbst sein allererster Arzt. Eigenverantwortung und Lebens- führung kommen vor Medikamenten, Operationen und Hightech-Apparatur. In einer Gesellschaft, in der chronische Krankheiten viel häufiger sind als Infektio- nen, hat der Krieg gegen Keime, Viren, Bakterien we- nig Sinn. Statt der Krankheit wird nun der Mensch in seinem Lebenszusammenhang behandelt. Nie wird er dabei als etwas Statisches betrachtet. Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein permanentes Ziel. Heilung erfolgt ohnehin durch innere regulative Vorgänge, ohne die das Leben gar nicht möglich wäre. Zitat: »Die bisher weithin ignorierte und unterschätzte Fähigkeit des Menschen, seine eigenen physiologischen und psychologischen Zustände zu regulieren und zu ver- ändern, muss generell als der wichtigste Faktor der Salutogenese betrachtet werden«.
Der ganzheitliche Aspekt wird überraschend deutlich, wenn wir die anderen Faktoren betrachten, die zur »Entstehung von Gesundheit« führen. Einzig Bewegung und Ernährung beziehen sich auf körperli- che Aktivitäten, alle anderen oft genannten Faktoren sind geistig-seelischer Art. In der psychologischen Literatur der letzten 30 Jahre taucht 54 000 mal
das Wort Depression auf, 41 500 mal Angst und nur 415 mal Freude. Dazu Marco Bischof: »Das Finden und Korrigieren von Problemen ist eine fehlgeleitete Schwerpunktsetzung.«
Schauen wir lieber die gesundheitsfördernden Faktoren an: Ein grundlegendes Vertrauen, das nur in den ersten Lebensjahren entstehen kann, bildet die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl. Ein Lebens- entwurf aus eigenem Impuls und nach eigenen Wert- vorstellungen gehört zum Gesundesten überhaupt, Handlungsbereitschaft ist ebenso unverzichtbar wie Kohärenzbewusstsein, also das Gefühl, dazuzugehö- ren. Auch Spiritualität ist wesentlich für den »kosmi- schen Resonator« Mensch. Normalität dagegen, »das ständige Bemühen, einer Selbstoffenbarung aus dem Weg zu gehen«, ist äußerst ungesund.
Bischof sieht sein Grundlagenwerk als Beitrag zum notwendigen Wandel im Gesundheitswesen, der einhergeht mit dem weltweiten Erwachen eines neuen Bewusstseins. 


Salutogenese
Unterwegs zur Gesundheit Neue Gesundheitskonzepte und die Entstehung einer integrativen Medizin
Marco Bischof
Drachen Verlag, 2010,
300 Seiten
ISBN 978-3927369481,
39,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #6

Lebenswegevon Matthias Fersterer

Im Osten viel Neues

Mit den »Geschichten aus der arschlochfreien Zone« eroberte Fernsehmoderator Dieter Moor die Bestsellerlisten. Wie geht es weiter? Er und seine Frau Sonja haben viel vor: Die umtriebigen Wahl-Brandenburger wollen ein Modelldorf aufbauen und eine ganze Region beleben.

Gemeinschaftvon Harald Weinel

Über die Biomöhre hinaus denken

Welchen Stellenwert haben Selbstversorgung und gemeinschaftliche Vernetzung beim Aufbau einer befreiten Ökonomie? ­Harald Weinel kümmert sich nicht nur um das Gemüse der Kommune Niederkaufungen, er denkt auch über eine zukunftsweisende Perspektive gemeinschaftlichen Wirtschaftens nach.

Photo
von Dieter Halbach

Einer unter 6 Milliarden (Buchbesprechung)

Was für ein wunderbares, was für ein zutiefst menschliches Buch. »Einer unter 6 Milliarden – Was Men- schen erleben, träumen und hoffen«, ist die neueste Initiative des durch sein Werk »Die Erde von oben« be- kannt gewordenen Fotografen Yann

Ausgabe #6
Selbermachen

Cover OYA-Ausgabe 6Neuigkeiten aus der Redaktion