Buchtipps

Ökodörfer weltweit (Buchbesprechung)

von Jochen Schilk, erschienen in Ausgabe #35/2015
Photo

Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift wissen es schon lange: Ökodörfer sind eine tolle Idee – so gut, dass man sich wundern mag, warum es bislang kein deutschsprachiges Buch über die global so vielfälti- gen und doch so ähnlichen »Ecovillages« gab.
Das reich bebilderte Buch »Ökodörfer weltweit« der Oya-Autorinnen Leila Dregger und Kosha Joubert behebt diesen Missstand auf ganz vorzügliche Weise. Schon im Vorwort wird dem Leser klargemacht,
dass die Existenz der bereits mehreren Tausend Ökodörfer auf dem Planeten nicht etwa auf die Idee eines einzelnen zurückgeht, sondern eher ein Feld- Phänomen darstellt: »Niemand hat es koordiniert. Das Forschungsexperiment der Ökodörfer entstand aus eigenem Antrieb, dezentral, auf Graswurzelebene, gesteuert von der Entschlossenheit vieler Bürger und Bürgerinnen, die Zukunft nicht mehr Politikern zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen. Sie vernetzen sich zu einer globalen Bewegung, tau- schen sich aus, kooperieren mit Wissenschaft und Politik, mit Wirtschaft und mit Medien. So wandeln sich Protestbewegungen in die Kraft für eine globale Alternative.«
Als Mitarbeiterinnen des »Global Ecovillage Networks« (GEN) sind die Autorinnen prädestiniert dafür, ein solches Buch zu machen. Nach den beiden knapp gehaltenen Einführungskapiteln über die verbindenden Werte und Ziele der Dörfer und ihre unschätzbare Bedeutung als Zukunftslabore und »Machbarkeitsbeweise« übergeben die beiden das Wort an 23 Vertreterinnen und Vertreter von Öko- dörfern – oft aus deren Gründerkreis –, damit diese auf jeweils sechs Seiten und auch mit zwei oder drei Bildern ihr Projekt vorstellen. Eine Weltreise führt so zunächst durch Europa inklusive Russland und der Türkei (zehn Projekte) und dann durch Afrika (drei Projekte), Lateinamerika (drei zum Teil nomadische Ökodörfer) und Nordamerika (Ithaka; The Farm) über Asien (drei Dörfer) bis in den nahen Osten, wo jeweils ein israelisches und ein palästinensisches Projekt vor- gestellt werden. Für mich waren freilich die mir noch unbekannten Ökodörfer am spannendsten: etwa das russische Waisen-Dorf Kitezh oder die beispielhafte Wiederbegrünung und Wiederbelebung eines Dorfs im togolesischen Natoun.
Für alle, die Hoffnung spenden, eine große Vision bzw. verwirklichte Utopien vermitteln sowie liebe Mitmenschen zu sinnvollem Tun inspirieren möchten, ist dieses Buch – neben einem Oya-Abo – das optimale Weihnachts-Verschenk!

Ökodörfer weltweit
Lokale Lösungen für globale Probleme.
Kosha Anja Joubert, Leila Dregger
Neue Erde, 2015
192 Seiten
ISBN 978-3890606644
16,90 Euro

weitere Artikel aus Ausgabe #35

Photo
von Johannes Heimrath

Der ­Ansatz der Bio­ökonomie ist totalitär

Franz-Theo, in deinem Buch »Irrweg Bioökonomie« argumentierst du gemeinsam mit Anita Krätzer, dass die Menschen nicht in der Lage seien, Systeme zu verstehen, die so komplex sind wie die Natur. Deshalb sei es angebracht, sich in Bescheidenheit zu üben und Eingriffe in das

Photo
von Elisabeth Voß

Bodentiefe Fenster (Buchbesprechung)

Der Roman »Bodentiefe Fenster« spielt im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, der seit den Nachwendejah- ren eine beispiellose Gentrifizierung erfahren hat. Mit Mann und zwei Kindern lebt die Ich-Erzählerin Sandra in einem genossenschaftlichen Hausprojekt mit lauter furchtbar netten

Photo
von Maria König

Wir brauchen Land!

Ingrid und Fabian betreiben seit 2007 eine Ziegenkäserei in den französischen Rhône-Alpen. Damit sind sie eine von mittlerweile vier jungen Familien, die sich in dem 35-Seelen-Dorf Saint-Dizier en ­Diois im Departement »Drôme« angesiedelt und einen

Ausgabe #35
Vom Wert des Lebendigen

Cover OYA-Ausgabe 35
Neuigkeiten aus der Redaktion