Titelthema

Der ­Ansatz der Bio­ökonomie ist totalitär

Johannes Heimrath sprach mit Franz-Theo Gottwald über die unheilvolle Dynamik der Bioökonomie.von Johannes Heimrath, Franz-Theo Gottwald, erschienen in Ausgabe #35/2015
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Franz-Theo, in deinem Buch »Irrweg Bioökonomie« argumentierst du gemeinsam mit Anita Krätzer, dass die Menschen nicht in der Lage seien, Systeme zu verstehen, die so komplex sind wie die Natur. Deshalb sei es angebracht, sich in Bescheidenheit zu üben und Eingriffe in das Lebendige, wie sie etwa durch die grüne Gentechnik vorgenommen werden, zu unterlassen.

Es ist eine Herausforderung, die intellektuelle Kränkung zuzulassen, dass uns als Menschen nur ein begrenztes Denkvermögen gegeben ist und wir als Teile eines Systems nie zu vollständigen Aussagen über das System als Ganzes kommen können. Für jegliches Wissen gilt der Vorbehalt, dass es vorläufig ist. Beim Einsatz von lang- und weitreichenden technischen Innovationen sollte daher das Prinzip der Vorsicht gelten. Das kränkt freilich die Omnipotenzfantasien von Politikern und Forschern gleichermaßen. Nach wie vor dominiert dort die Ansicht, »Probleme von heute können wir mit den Techniken von morgen lösen«.

Wir könnten doch mit der Begrenztheit ­unserer intellektuellen Fähigkeiten genauso spielerisch umgehen wie mit der Tatsache, dass wir atmen müssen. Dieses Akzeptieren führt meinem inneren Erleben nach zu einem integrierten Fühlen, zu einer Haltung, die auch Demut enthält. Aus dieser Demut entsteht das Verbundensein mit allem anderen Lebendigen – das ist eine Essenz, die mich anstelle der Kränkung das Eingebundensein erleben lässt. Ließe sich auf Grundlage dieser Erfahrung eine neue Ethik für den Umgang mit Lebewesen entwickeln?

Du beschreibst etwas anderes als das ratio­nal-positivistische Selbstverständnis der heutigen Wissenschaften. In ihrer Rationalität gibt es kein Empfinden, sondern nur isolierte Gegenständlichkeit – Objekte eben, die dank der technischen Möglichkeiten wie den Gentechniken oder der synthetischen Biologie verändert werden können. Dieser methodische Zugang, der so separierend, so spezialisierend, so spezifizierend, so reduzierend ist, steht allerdings auch für große Könnerschaft, die ich anerkennen möchte. Die Menschen versprechen sich einen hohen Nutzen davon, wenn sich die Biosphäre mehr und mehr in eine Techno-Biosphäre verwandelt, in der die Widrigkeiten des natürlich-geschöpflich Gewachsenen Schritt für Schritt überwunden werden. Ein technosphärisiertes Leben zu führen, wird von vielen als ein Ausweg aus der sich anbahnenden Klimakatastrophe oder anderen Engpässen gedacht.
Auch unter den Forschern, die dem Weltbild der Techno-Biosphäre folgen, gibt es solche, die das Prinzip der Vorsorge und der Vorsicht walten lassen und sich mit der Logik von Technikfolgen auseinandersetzen. Weil aber die heute dominante Kultur mit den Mechanismen der Wachstumsökonomie verschränkt ist, hat es ein neues Wissenschaftsethos schwer, ins Wirken zu kommen. Technisches Können und das Leitmotiv des Wirtschaftswachstums zusammengenommen führen zu einer ungeheuer beschleunigten Entwicklung, bei der der Mensch als geologischer Faktor die Welt-Technoform gestaltet und mit den unrückholbaren Folgen globaler Verwüstung und Verschmutzung leben muss.

Wie ließe sich deiner Meinung nach dieser Modus der Verwüstung verlassen?

Meines Erachtens ist ein politischer Rahmen gefragt und zugleich eine Begleitung von Menschen in andere Wahrnehmungs- und Empfindungsmuster, die sie aus der Einstellung herausführen, Natur beherrschen zu wollen. Letzteres ist ein viele Jahrhunderte altes Motiv. Schon bei Aristoteles wird deutlich, wie sich der Mensch in seiner Einmaligkeit begreift und sich versichern will, dass der Kosmos auf ihn ausgerichtet ist, und bei Teilhard de Chardin heißt es, dass sich das Universum im Menschen bewusst werde. An diesem Punkt kann es sehr leicht kippen – in die Überheblichkeit von »Macht euch die Erde untertan!«. Dabei könnte sich daraus auch die Einsicht und Erfahrung ableiten, dass alles Lebendige mit Bewusstsein begabt ist und deshalb mit Umsicht und Achtsamkeit behandelt werden will. Die heutige Leitkultur kann mit Bewusstsein und beseelter Lebendigkeit wenig anfangen, dabei gibt es auch in der europäischen Geschichte eine Menge von tradierten, in einer »Wissenschaft des Subjektiven« nachvollziehbar formulierten Zugängen, die Teilhabe an einem lebendigen Kosmos als eine Realität zu begreifen.
Eine Moral des Vorsichtigen ließe sich auch allein mit Rationalität verstehen. Das berührt aber noch nicht die Demut, von der du gesprochen hast. Wenn Verbundenheit zur prägenden Wahrnehmung im Alltag der Menschen werden würde, könnte so etwas wie Demut jenseits von Kränkungen beginnen. Es fordert Mut, die Vorstellung zuzulassen, dass ich nicht an meiner Haut zu Ende bin, nicht in mir verkapselt bin, aber dennoch mein Leben aus meiner individuellen Freiheit heraus gestalte. Du erinnerst dich sicherlich an die Übung, die der Naturphilosoph David Abram während unseres gemeinsamen Symposiums in der Schweisfurth-Stiftung im März 2013 vorgeschlagen hatte: einen Baum zu berühren und sich dabei dessen bewusstzuwerden, dass auch der Baum mich berührt, dass er jetzt meine Haut spürt. Sich von einem Baum berühren zu lassen und daraus Folgerungen für einen angemessenen Umgang mit allem Leben­digen zu ziehen, ist eine ungeheure Provokation des dominanten Zustands, in dem sich die Menschen heute befinden.

Eine Provokation ist zum Beispiel auch, sich bewusstzumachen, dass die junge ­Salatpflanze, die ich im Garten abschneide, blutet und auf ihre Art leidet. Die Dynamik der Industrie, die in »Irrweg Bioökonomie« beschrieben wird, empfinde ich wie eine panische Flucht vor dieser Wirklichkeit. Niemand traut sich, innezuhalten. Stattdessen werden in dieser Getriebenheit die abenteuerlichsten Argumente zur Rechtfertigung herangezogen: All das müsse sein, weil wir die Welternährung nicht ohne grüne Gentechnik sichern könnten, zum Beispiel.

Das Innehalten halte ich für sehr wichtig. Ich verbinde damit die Frage, wie Mensch aus dem Zustand A – so nenne ich jetzt den Zustand des von »zivilisatorischem Fortschritt« faszinierten Techniknutzers – in den Zustand A*, in dem Menschen ihre Einwirkungen auf andere, ihre Familie, ihr Dorf, ihre Stadt, auf Böden, Meere und Pflanzen, auf den ganzen Planeten emotional begreifen können. Als junger Religionswissenschaftler habe ich mich viel in asiatischen Kulturen bewegt und mich zugleich mit abendländischer Mystik befasst – da geht es, über die Kulturen hinweg, immer um dieses Inwendigwerden und die Offenheit des Nicht-Tuns. Das ist ein Kipp-Punkt in unserem Bewusstsein, er führt in den Zustand A*. Leider ist es heute so weit gekommen, dass Werkzeuge des Innehaltens vielfach nur zur Performancesteigerung oder zur Selbstreparatur der stressgeplagten Leistungsträger bemüht werden.
Ich meine mit Innehalten, die Erlaubnis zu geben, in ein Stillsein hineingenommen zu werden. Das ist vielleicht so etwas wie ein bewusstes Sterbenlassen aller Dinge, die mich bisher in meiner kleinen Identität gehalten haben, und so ein Prozess entzieht sich jeglicher Verzweckung. Selbstverständlich wünsche ich mir einen Wandel möglichst vieler Mit-Menschen zu A*, auf der persönlichen wie der kollektiven Ebene! Aber ich muss gleichzeitig akzeptieren, dass dies nicht »machbar« ist in dem Sinn, wie heute »Machbarkeit« begriffen wird. Ich kann mir nur wünschen, dass ein wirklich veränderter, stabiler Zustand entsteht, kann zusammen mit vielen anderen Mit-Menschen anklopfen – und vielleicht wird er gegeben. Das ist für mich Demut: so lange zu klopfen, wie ich klopfen kann, und vielleicht wird die Tür geöffnet.

Damit beschreibst du das, was das christ­liche Abendland »Gnade« nennt.

Das Nicht-Machbare, das ist der Zustand, der dem Aktionismus von Wissenschaft und Technik konträr gegenübersteht. Das zurückzufinden in ein Fließ-Gleichgewicht der Kräfte des Innehaltens und des Gestaltens – das ist für mich Kern eines neuen Ethos des Lebendigen.

Stattdessen findet ein gnadenloser Kampf statt – deshalb hast du den totalitären Ansatz in der technisierten Bioökonomie herausgearbeitet. Wie gehst du mit dieser Realität um? Alles schreitet ­derart rastlos voran, dass man am liebsten nur »Halt, halt!« schreien möchte.

Indem ich eben immer wieder laut »Halt, halt!« rufe, zum Beispiel wenn ich mit einem Banker spreche und ihn darauf hinweisen kann, was für Folgen es hat, wenn er weiter in Agrarfonds oder in die Technik, Lebensmittel mit einem 3D‑Drucker herzustellen, investiert. Die ersten Fruchtgummis werden heute schon mit so einem Drucker gemacht. Wir sind auf dem Weg in ein neues Universum der Synthetisierung. Ich frage mich oft: Was heißt das, dass wir uns im Anthropozän bewegen, also in einem neuen Zeitalter, das vollständig vom Menschen geprägt ist? Was heißt das für moralisches Empfinden, für Ethik, für Zukunftsentscheidungen? Solche unbequemen Fragen stelle ich auch meinen Gesprächspartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ich wünsche mir, dass jedes Unternehmen eine Vollkostenrechnung, bezogen auf die ökologischen und die sozialen (Folge-)Kosten, anstellt.

Wer von deinen Gesprächspartnern lässt sich davon wirksam ansprechen?

Mehr als man annimmt. Viele lassen sich überzeugen, wenn ich auf systemare Alternativen hinweise, auf andere, gangbare Wege in die Zukunft. Zum Glück stehen der sich totalitär gebärdenden bioökonomischen Industriekultur sanfte Alternativen gegenüber, die auf die Wiederverwertbarkeit von Materialien und Kreisläufe setzen, wie der Cradle-to-Cradle-Ansatz. Es gibt viele Vorschläge, wie auf sanfte Weise auf dem Planeten eine verträgliche Behaglichkeit organisiert werden kann.

Wir haben durch die beständige Übernutzung bereits einen gewaltigen Kredit von unseren Enkeln aufgenommen. Wenn ich all die positiven Ansätze – auch das Cradle-to-Cradle-Prinzip – nüchtern werte, komme ich zu dem Ergebnis, dass sie bestenfalls keine neuen Kredite erzeugen; noch zeigen sie keinen Weg der Rückzahlung auf – dazu müsste der Biosphäre ja mehr zurückgegeben werden, als wir ihr jedes Jahr entnehmen. Wie soll das geschehen, solange wir in einer Industriekultur denken, die per se mehr verbraucht als regenerierbar ist?

Auf Alternativen zu setzen, heißt leider noch nicht, dass ab sofort weniger verbraucht wird. Wir haben es auch mit dem Rebound-Effekt zu tun – es ist empirisch nachgewiesen, dass, wann immer eine Technik effizienter oder sanfter wird, sich durch ihren vermehrten Einsatz der Einsparungseffekt aufhebt. Andererseits glaube ich auch daran, dass unsere Planetin Erde ein hohes Rekreationspotenzial hat. Sie wird Wege finden, die Schulden abzutragen, wenn die Menschen aus der Vernutzung und dem ungezügelten Verbrauch aussteigen und zu einer Suffizienzökonomie finden – wenn sie lernen, was genug ist. Wichtig ist dabei, darauf zu vertrauen, dass zum Beispiel eine nicht-ausbeuterische Landwirtschaft genügend Nahrung für alle zur Verfügung stellt, um aus der Mangelhaltung herauszukommen, die auf noch mehr Technik, noch mehr Ökonomismus hinzielt.

Mein Bild von Fülle sind im Spätsommer die Äste unserer Mirabellenbäume, die so voller Früchte hängen, dass sie zu brechen drohen – nicht einmal »die Vögel des Himmels« können sie fressen. Aus dem Bewusstsein solcher Fülle heraus sollte es doch möglich sein, nicht länger einer Konsum­industrie zu folgen. Für eine an der Fülle des Lebendigen orientierte Lebensweise ist nur wenig Technik nötig. Holz und Halm wird die Planetin immer zur Verfügung stellen. Du brauchst etwas Erz, um Holz und Halm zu schneiden, aber viel mehr auch nicht. Können wir in einer demütigen Haltung das Gegebene so verwandeln, dass es uns in Fülle nährt?

So einladend ich es finde, mit Hilfe von Holz, Halm und Erz ganz basal zu leben, so unmöglich erscheint es mir derzeit, so einen Weg an eine breite Öffentlichkeit zu kommunizieren. Ich gehe von sehr langsamen Veränderungsprozessen aus. Ob die Entwicklung hin zu einem schlichten, energiearmen Leben mit einem geringen Stoffwechselumsatz führt oder zu einem in sinnvollen Kreisläufen organisierten, stoffwechselreichen Leben, scheint mir zweitrangig, sofern sich der grundlegende Mechanismus der Beschleunigung und des ökonomischen Wachstums ändert. Den Menschen beizubringen, dass sie weniger Bedürfnisse haben sollten, hat noch nie funktioniert. Deshalb geht es um diesen mit dem Innehalten verbundenen Sprung in die Fülle, in die Unendlichkeit, wobei alle Bedürfnisse von selbst auf ihren Platz fallen. Hier liegt für mich das Geheimnis, worin die wirkliche Alternative versteckt ist. Sollte es zu einem Kollaps kommen, scheint mir dieser Sprung die einzige Orientierung gebende Instanz in einer komplexen Welt.

Wie willst du dich in diesen langsamen Veränderungsprozess einbringen?

Wenn ich mir heute die Steuerung von Forschungsmitteln durch globale Allianzen, die kooperativ zum Beispiel an synthetischer Biologie arbeiten, anschaue, erscheint mir das wie eine mehrköpfige Hydra. Es nützt nichts, einen Kopf abzuschlagen – an seiner Stelle wachsen drei neue nach. Die einzige wirksame Strategie scheint für mich die zu sein, mitten hineinzugehen, vielleicht so etwas wie ein Katalysator zu sein. Dabei habe ich selbst keine bestimmte Strategie, vor allem investiere ich meine Zeit in das Aufrechterhalten von Alternativen zu einem System, das immer totalitärer wird. Ich bringe mich ein, ob es in die Verbraucherkommission des Freistaats Bayern ist, ob es bei der Schweisfurth-Stiftung ist, die sich der Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutztieren widmet, oder ob es beim World Future Council ist, der gute Politiken wie die besten Wasserschutz- oder Waldschutz-Praktiken weltweit verbreiten will.

Wenn es dir vor allem um positive Impulse geht, warum hast du deiner Empörung in »Irrweg Bioökonomie« Ausdruck verliehen?

Das Buch liest vor allem die Gegenseite. Der Bioökonomierat liest es und findet es entsetzlich – das sagen mir seine Vertreter, wenn ich sie treffe. Im besten Fall heißt es, ich sei über das Ziel hinausgeschossen. Bisher habe ich in meinem Leben nur für das »Gute« gearbeitet, aber angesichts des Totalitarismus in der Kommerzialisierung allen Lebens komme ich zum ersten Mal in die Situation, »Stopp!« zu sagen. Ich weiß nicht, ob es hilft, aber ich will meine Stimme dagegen erheben. Ich merke, wie dieses »Stopp!« für mich etwas völlig Neues ist.
Unser Bioökonomie-Buch hat zunächst vielleicht noch keine großen Auswirkungen. Ich publiziere aber weiter, demnächst erscheint ein Dossier für das Berliner Institut für Welternährung. Ich will verdeutlichen, welchen Preis wir für ein Fortschreiben der Entwicklungen zahlen. In zehn Jahren werden wir einen komplett veränderten, viel stärker als heute verwüsteten Planeten erleben. Der Preis für das »Weiter so!« ist ein vollständiger Kulturverlust.

Bei der Planung unserer Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« hatte ich – wie du – das Gefühl: Es muss ein klares »Nein!« gesagt werden, wenn eine Technik durch totale Abtötung des Lebendigen positive Alternativen zunichte zu machen droht.

Wir haben schon das Elend der Atomtechnik erleben müssen, partiell das Elend der grünen Gentechnik – und jetzt fangen wir an, die Grundbausteine des Lebens neu zu kombinieren. Es wird argumentiert, dass diese Entwicklung nötig sei, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren, aber das ist auch durch sanfte Alternativen, die für mehr Menschen mehr Zugänge zu Nahrung ermöglichen und weniger Kosten verursachen, erreichbar. Doch eine globale Techno-Biosphäre verunmöglicht eine solche Pluralität von Wegen. Sie wird keine Alternativen zulassen. Da kommt in mir ein Überlebensinstinkt hoch, der »Stopp!« sagt.

Gibt es eine Strategie für eine Bürgerbewegung, die »Bioökonomie? Nein danke!« sagt?

Immerhin hat der Begriff »Bioökonomie« teilweise einen negativen Beiklang bekommen; deshalb kleidet die betreffende Lobby ihre Absichten in noch schönfärberischere Begriffe: Vereinfachen, verniedlichen, sagen, dass »Biomasse«-Nutzung schon immer und überall stattgefunden hat – das ist die Kommunikationsstrategie. Das Pro­blem: Bei Atomkraft und grüner Gentechnik kannst du einzelne Techniken benennen, zu denen du »Nein!« sagen kannst. Bioökonomie aber ist ein Konzept, ein großes Dach, ein Para­dig­ma. Dass in naher Zukunft vernetzte Stra­tegien entstehen, die die Hydra als Ganze angehen, bezweifle ich. Die großen Umwelt- und Naturschutzverbände sind zentralisiert aufgestellt; die Mobilisierbarkeit einzelner Organisationen ist minimal.

An welchen Stellen könnte eine engagierte Zivilgesellschaft Stellung beziehen?

Überall dort, wo sich Einzelne für oder gegen bestimmte Technikwelten – zum Beispiel beim Einkauf, beim Wohnen, bei der Mobilität – entscheiden. Keine Partei wird sich derzeit trauen, Technik- und Fortschrittskritik zu diskutieren und über die Krake zu sprechen, die überall auftaucht – sei es in Form der weißen, roten, grünen oder grauen Gentechnik. Also: zurück zum Einzelnen und zu alternativen Lebens-, Arbeits- und Dorfgemeinschaften, zu transformativen Lebensstilen.

Franz-Theo, herzlichen Dank für das bewegende Gespräch! •


Franz-Theo Gottwald (60), studierte Theologie, Philosophie, Sozialwissenschaften und Indologie. Er lehrt Umweltethik und politische Ökologie. Seit 1988 ist er Vorstand der Schweisfurth-Stiftung. www.schweisfurth.de
 

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