Die nächsten Wochen werden zeigen, ob das Grundauskommen für das Redaktionsteam für das zu Ende gehende Jahr von den Leserinnen und Lesern geschenkt werden konnte.
»Der Topf ist leer«, haben wir an dieser Stelle in der letzten Ausgabe in die Runde gerufen – und Leserinnen und Leser haben ihn wieder so gefüllt, dass die Mitglieder der Redaktion im September und Oktober finanziell über die Runden kommen konnten. Ganz herzlichen Dank! Wir haben uns sehr darüber gefreut. Für diejenigen, die Oya zum ersten Mal lesen: Seit Frühling dieses Jahres unterstützt die Oya-Leserschaft die Zeitschrift mit freiwilligen Geldbeiträgen und ermöglicht so ein bescheidenes Grundauskommen für einen erweiterten Redaktionskreis. Allein vom Abo- und Anzeigenumsatz der Hefte hätte Oya nur mit einem viel zu kleinen, ständig überlasteten Team weiterbestehen und sich damit nicht nachhaltig entwickeln können. Alle der 12 Beteiligten im neuen Redaktionskreis nehmen aus dem Solidartopf für das Grundauskommen nach Absprache untereinander monatlich die Beträge, die sie als Beitrag zum Lebensunterhalt benötigen – das variiert zwischen 200 und 800 Euro. Manche brauchen auch zeitweise nichts aus dem Topf, weil sie durch andere Projekte bereits versorgt sind. Bei anderen macht Oya das wichtigste Einkommen aus.
Gaben, die Mut machen Statt höhere Preise zu verlangen oder Menschen zu entlassen – was die kapitalistische Konsequenz aus der schwierigen Finanzlage wäre –, gehen wir lieber den Weg des freiwilligen Beitragens, auch wenn das viele Unsicherheiten mit sich bringt. Als wir vor neun Monaten diesen Schritt angekündigt haben, kam von Ihnen und euch, liebe Leserinnen und Leser, ein erster großer Schwung von Ermöglichungsbeiträgen von über 12 000 Euro. Seitdem wurden uns kontinuierlich jeden Monat ungefähr 2000 Euro geschenkt. Das ist erstaunlich und erfüllt uns mit Dankbarkeit. Die Summe kommt durch viele kleine Beiträge und erfreulicherweise bereits auch einige Daueraufträge sowie durch einzelne höhere, einmalige Gaben – im Oktober hat uns eine Leserin 1000 Euro überwiesen! – zustande. Bisher haben etwa 200 Leser gemeinsam gut 28 000 Euro in den Solidartopf gegeben – das heißt, es sind von unseren 4200 Abonnentinnen und Abonnenten erst wenige, die sich auf solche Weise engagieren können und wollen. »Wer ist diesmal dran mit Unterstützen?«, haben wir in der letzten Ausgabe gefragt. Wir hoffen sehr, dass auch in den nächsten Monaten der Ermöglichungs-Stab weiter im Leserkreis herumgereicht werden kann. Wer kann und mag diesmal dabei sein?
Freiwilligkeit Die letzten beiden Monate haben erneut gezeigt, wieviel Oya auch jenseits von Geldbeträgen immer wieder geschenkt wird. Die beiden Grafiker Johannes und Lukas vom Studio »yvjo«, die wir in unserer Hausmitteilung vorstellen, sind ein Beispiel dafür: Zwei Menschen setzen sich für Kost und Logis einen Monat lang dafür ein, mit uns das Design von Oya in alle Richtungen zu durchdenken. Das ist nicht einmal richtig formuliert, denn »für Kost und Logis« drückt strenggenommen aus, dass die Motivation für ihre Tätigkeit sei, in Klein Jasedow, dem Ort des Oya-Büros, versorgt zu werden: Essen gegen Arbeit. Die Tauschlogik steckt tief in unseren Redensarten. Dabei war dies kein Tausch, bei dem das eine das andere bezweckt hätte, sondern eine aus eigenem Antrieb motivierte Aktion – sowohl dass die beiden mit uns arbeiten wollten als auch, dass wir sie gerne zum Essen eingeladen und ihr Wohnmobil an den Strom gehängt haben. Gemeinsam haben wir das Naheliegende getan.
Der Topf ist schon wieder leer Seit wir vor neun Monaten mit zittrigen Knien diesen Weg eingeschlagen haben, ist unser Zutrauen, dass »anderes« Wirtschaften jenseits von Preisdruck und Wachstumszwängen möglich ist, gewachsen. Aber können wir schon sagen, ob dieser Weg an einen guten Ort führt und auch für das nächste Jahr sinnvoll ist? Leider nein. Wir brauchen im Monat ungefähr 4500 Euro in unserem »Solitopf« für das Grundauskommen, damit niemand in die Klemme kommt. Mit 2000 Euro monatlich sind wir noch nicht einmal bei der Hälfte. Mit Erscheinen dieser Ausgabe ist der Topf folglich auch schon wieder leerer als leer, denn für den November hat noch niemand etwas bekommen. Deshalb entscheidet es sich genau jetzt, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie diesen Artikel lesen, wie die Geschichte unseres Solidarmodells für das Jahr 2017 zu Ende geht – wird es eine Geschichte des Scheiterns oder eine Geschichte des Gelingens werden? Werden sich genügend Menschen angesprochen fühlen, um mitzuhelfen, sie zu einem guten Ende zu führen – womöglich gerade Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Wir suchen zur Zeit nach Wegen, wie wir für höhere Beiräge zu unserem Ermöglichungstopf auch steuerabzugsfähige Spendenquittungen ausstellen können. Leider sind wir keine gemeinnützige Organisation, so dass dies noch nicht möglich ist. Wenn Sie aber mit etwas überschüssigem Geld am Jahresende gemeinnützige Organisationen im Umfeld der Redaktionsmitglieder stärken möchten, freuen wir uns auch. Nehmen Sie in diesem Fall direkt mit uns via redaktion@oya-online.de Kontakt auf.
Gemeinsam weiterforschen Wie soll es mit dem Redaktions-Grundauskommen im Jahr 2018 weitergehen? Vor Weihnachten wird sich der Redaktionskreis zu dieser Frage noch einmal in Klein Jasedow treffen, und vielleicht reifen danach in den ruhigen Tagen um Mittwinter die richtigen Ideen heran. Wir sind Ihnen und euch dankbar, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns an die Mailadresse mitdenken@oya-online.de Ihre und eure Gedanken mitteilen, die unser Solidarmodell bisher bei Ihnen und euch ausgelöst hat – Zuspruch, Befremdung oder auch Vorschläge, wie es womöglich noch ganz anders gehen könnte. Sind Ihnen und euch Projekte bekannt, die an einem ähnlichen Punkt stehen wie wir? Das würden wir gerne erfahren. Aus dem Austausch über unser Solidarmodell mit Ihnen und euch könnten auch Diskussionen entstehen, die wir veröffentlichen oder aus denen sich Artikel-Ideen entwickeln. Wir freuen uns über jeden Beitrag, der uns hilft, das Projekt Oya gemeinsam mit Ihnen und euch weiterzuentwickeln! \ \ \