Offen für Eigenarbeit Wer lernen möchte, Dinge selberzumachen, aber nicht über die erforderlichen Materialien, Werkzeuge und Kenntnisse verfügt, oder wer die Gesellschaft Gleichgesinnter sucht, kann eine der vielen Offenen Werkstätten oder Häuser der Eigenarbeit aufsuchen, wie etwa das Allgäuer Kempodium. Ob Zerteilen oder Verbinden, ob Verformen oder Gestalten, ob Arbeiten mit Stoff, Holz, Ton oder Metall – in Selbermachwerkstätten kann aus einem reichen Fundus an Techniken, Werkstoffen und Ideen geschöpft werden. Unter dem Stichwort »Offene Werkstätten« findet sich auf der Internetseite der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis eine hervorragende, nach Städten geordnete Übersicht. www.anstiftung-ertomis.de www.offenewerkstaetten.org
(Weitere Werkstätten für Eigenarbeit finden sich hier.)
Selbst ist der Mensch! Selbstversorgung – was sich für die einen nur anstrengend klingt, ist für andere der romantische Lebenstraum schlechthin: nicht nur einen Pulli in fünf Jahren stricken, sondern Autarkie anstreben, sich aufs Wesentliche beschränken, so viel wie möglich selbermachen, am besten auf einem alten Bauernhof die pure Freiheit leben – und sehr viel zu tun haben. Gar nicht so wenige Menschen leben dafür, diesen Traum zu verwirklichen, weshalb es auch zahlreiche deutschsprachige Internetseiten, Seminare, Bücher und Foren zur Frage des Großen Selbermachens gibt. Und in Zeiten von Peak Oil und Klimawandel bekommt der Traum noch eine neue Facette, nämlich die Heraus- forderung, autarke Regionen zu schaffen, die sich zur Not auch auf eigene Faust versorgen können, ganz ohne erdölgeschmierte Globalisierung. www.kleinsthof.de www.regionaler-aufbruch.de www.selbstvers.org www.selbstversorger.de www.survivalpress.org www.transition-initiativen.de
Land findet Stadt Neben Schrebergärten und Gartenlauben gibt es eine Vielzahl von Nischen, Ritzen und Poren, durch die das Land sich die Städte zurückerobert: Kiezgärten, Interkulturelle Gärten, Dachgärten oder Gemeinschafts- höfe (Community Supported Agriculture). Ein ermutigendes Beispiel ist Detroit: Nachdem die einstige Automobilmetropole in weiten Teilen zur Geisterstadt verkommen war, entwickelt sie sich nun durch Rückbau und die Förderung von Landbau zur größten städtischen Kleingartenanlage der Welt. Geht das nicht auch hierzulande, z. B. im Ruhrpott oder im Sachsendreieck? Nutzungsbedingungen können bei den Grünflächenämtern der Städte eingeholt werden, Informationen und Anregungen finden sich hier: www.dachgaertenfueralle.de www.gemeinschaftsdachgaerten.de www.gruenewelle.org www.speiseraeume.de www.stiftung-interkultur.de www.urbanacker.net www.urbane-landwirtschaft.net
Selbermach-Maschinen? Die Diskussion, wie sinnvoll es ist, mit sogenannten Fabrikatoren Gegenstände des täglichen Bedarfs auf Knopfdruck selbstzumachen, erhitzt die Gemüter. In Thinktanks des Philosophen Frithjof Bergmann zum Beispiel wird darüber angeregt diskutiert. Inzwischen entwickeln sich die Geräte weiter und können bereits an einigen Standorten in Deutschland ausprobiert werden – sowohl im universitären Rahmen wie auch an kreativen Bastelorten. www.fablab-muenchen.de http://odc.betahaus.de www.dingfabrik.de http://hci.rwth-aachen.de/fablab www.neuearbeit-neuekultur.de www.neuearbeitberlin.mixxt.de
Street-Art und Strick-Art Street-Art ist garantiert handgemacht, jetzt gibt es sie auch handgestrickt: Während die erste Generation von Graffiti-Sprayern das Ruhestandsalter erreicht haben und Graffitimuseen ihre Pforten öffnen, erhält Street-Art neue Impulse aus der Handarbeitsszene. Unter der Bezeichnung »yarn bombing«, »urban knitting« oder »knitta« bestricken Handarbeitsaktivsten Städte. Zu den ersten zählte das texanische Kollektiv »Knitta Please« um Magda Sayeg. Künstler wie Rosemarie Trockel, Ben Cuevas oder das deutsch-französische Collectif France Tricot stellen selbstgestrickte Skulpturen in Galerien aus. www.bencuevas.wordpress.com www.c-f-t.net www.graffitimuseum.de www.knitthecity.com www.knittaporfavor.wordpress.com www.magdasayeg.com www.strickgraffiti.de www.unexpectedembroidery.com www.yarnbombing.com
Auf Stroh gebaut Schon immer haben Menschen ihre Behausungen selbst gebaut. Moderne Häuser sind oft Hightec- Produkte mit komplizierter (Öko-)Haustechnik, die den Gedanken an Selbstbau und leicht durchzuführende Wartung gar nicht erst aufkommen lassen. Die in den letzten Jahren wiederentdeckte Methode des Hausbaus aus Strohballen, Holz und Lehm eröffnet jedoch die Möglichkeit des Eigenbaus von Eigenheimen mit zeitgemäßen Dämmwerten – aus lokal verfügbaren und absolut umweltfreundlichen Materialien (siehe auch Seite 34). Das glauben Sie nicht? Dann besuchen Sie doch mal die folgenden Links! Als Ergänzung empfehlen wir die Fachwerkhaus-Bauanleitung von Christian Kuhtz. www.fasba.de www.strawbale-net.eu www.strohballenbau.de
Kreativer Aktivismus Wie die englische Arts-and-Crafts-Bewegung des 19. Jahrhunderts zeigt, ist das Selbermachen als Protest gegen Konsum und Fremdversorgung immer auch politisch. Eine zeitgenössische Mischung aus Hand- arbeitern und Aktivisten sind die »Kreaktivisten« (engl. craftivists; nicht zu verwechseln mit den Kreativisten). In den USA gibt es sogar eine Handarbeitskirche samt (selbstironischem) Glaubensbekenntnis. www.craftivism.com www.churchofcraft.org www.craftster.org www.ikeahacker.blogspot.com www.kreaktivisten.org www.nachhaltigkeits-guerilla.de
Zwischenräume nutzen Wem noch geeignete Werkstatt-, Atelier- oder Ladenräume fehlen, findet Informationen auf der Internetseite des Basler Vereins k.e.i.m., der sich die kulturelle Belebung brach- liegender urbaner Räume durch Zwischennutzung auf die Fahne geschrieben hat. www.zwischennutzung.net
Wo gehobelt wird, fallen Späne Das Bauen und Basteln mit Holz, sagen viele Leute, bringt mehr Befriedigung als die Bearbeitung weniger natürlicher Werkstoffe. Auch ohne Tischler-Ausbildung lassen sich mit ein wenig Geschick und Übung Sachen bauen, die sich sehenlassen können. Wer Lust hat, Skulpturen zu schnitzen, Figuren zu drechseln, einen »24-Euro-Stuhl«, Möbel nach eigenem Entwurf oder eine Sauna zu bauen, findet über nachfolgende Links Tipps und Anleitungen. Übrigens: Ökologisch und baubiologisch ist der nachwachsende Werkstoff Holz den meisten anderen Materialien weit überlegen – solange Sie beim Kauf auf zertifizierte, möglichst einheimische Ware achten (nach »Greenpeace Holzratgeber« googeln!). www.hartzivmoebel.blogspot.com www.holzwerken.net www.holzwerken.de www.saunabauen.de www.skulptour.eu
Es gibt Reste Keramik aus Altpapier, Kronleuchter aus Plastik- flaschen, Stricken mit Plastiktüten, Design-Möbel aus Musikkassetten, essbare Flugzeugsitze – das sind nur einige Beispiele für »Upcycling«, neudeutsch für »aus alt mach neu«. Unter dem Motto »Abfall ist Nahrung« bemüht sich etwa Verfahrenstechniker Michael Braungart, technische Kreisläufe so zu ge- stalten, dass nur wiederverwertbarer Abfall entsteht (»Cradle-to-cradle-Design«). Beim »Freecycling« oder »Freeganismus«, englisch für »Kost-nix-Wirtschaft«, wird nur konsumiert, was nichts kostet. Dazu zählt auch »Dumpstern« oder »Containern«, bei dem Konsumverweigerer im Müll der Wegwerfgesellschaft auf die Suche nach einem »gefundenen Fressen« gehen. www.afrika-recycled.com www.braungart.com www.de.freecycle.org www.dumpstern.de www.kunst-stoffe-berlin.de www.recyclingboerse.org www.restcyclingart.com www.upcycle.it