Die feministische Historikerin Gisela Notz hat mit »Wegbereiterinnen« die Porträts von 192 Frauen veröffentlicht, die von 2003 bis 2018 in ihrem gleichnamigen Wandkalender vorgestellt wurden. Die meisten Texte hat sie selbst geschrieben, viele stammen von Hella Hertzfeldt, eine Reihe weiterer Autorinnen und auch ein paar Autoren sind vertreten. Die dargestellten Frauen wurden zwischen 1748 und 1922 geboren, kamen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten, waren Arbeiterinnen, Sozialpädagoginnen, Ärztinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen, Politikerinnen usw. Oft mussten sie sich ihre Bildung und ein eigenständiges Leben hart erkämpfen. Alle waren politisch aktiv in anarchistischen, sozialistischen, kommunistischen, sozialdemokratischen, feministischen oder humanistischen Bewegungen und Organisationen; sie engagierten sich in verschiedenen Bürgerrechtsbewegungen und Revolutionen oder im Widerstand gegen Diktaturen in vielen Ländern der Erde. Sie haben sich nicht darum geschert, was die Gesellschaft von einer Frau erwartete; haben aufbegehrt, gelebt, und geliebt, wie sie wollten; mussten dafür oft leiden oder wurden sogar getötet. Die Welt sähe heute anders aus, wenn es diese – und viele andere – Frauen nicht gegeben hätte. Auf viele Organisationen und politische Errungenschaften müsste die Welt verzichten. Auch viele berühmte Männer hätten nicht so wirken können, wären nicht so bekannt geworden, hätten sie nicht unterstützende Frauen an ihrer Seite gehabt, die für sie und mit ihnen geschrieben und übersetzt, politisch vernetzt und nicht zuletzt auch Geld verdient haben. Denen, die meinen, so ein Buch sei doch heute nicht mehr nötig, es zweifle doch wohl niemand mehr daran, dass Frauen tolle Biografien haben können, und das bringe doch die heutige Frauenbewegung nicht weiter – all denen empfehle ich, sich darauf einzulassen und dieses Buch zu lesen. Es ist zwar dick, liest sich aber ganz leicht. Jedes Porträt besteht aus einem Foto und einer Seite Text. Daraus ergibt sich ein lebensweltliches Panorama, das sehr ermutigend wirkt in einer Welt, die nach wie vor von Männern und von männlicher Gewalt geprägt wird – nicht umsonst beteiligten sich zum Beispiel am 8. März 2018 in Spanien fünf Millionen Frauen am Frauenstreik. Der Internationale Frauenkampftag wird in diesem Jahr auch hierzulande von Hunderten engagierter junger Frauen vorbereitet. In diesem Jahr hat Gisela Notz wieder einen Kalender veröffentlicht, und sie wird dies sicher in den nächsten Jahren fortführen, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann das nächste Buch mit berühmten, bekannten und zu Unrecht vergessenen Frauen aus der Geschichte erscheinen wird.
Wegbereiterinnen Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte. Gisela Notz (Hg.) AG SPAK, 2018, 436 Seiten ISBN 978-3945959275 24,00 Euro