Das Klanggewölbe Delitzsch kommt mir wie einem Traum entsprungen vor – es befindet sich im Kreuzgewölbekeller des Barockschlosses zu Delitzsch, 25 Kilometer nördlich von Leipzig gelegen. Die Initiative, ein Klang-Kunst-Projekt zu starten, geht auf Volker Lauckner zurück, der hier seine umfangreiche Instrumentensammlung einbrachte, darunter sechs große Gongs aus der Werkstatt »Sona Sounds«. Wie aus dem Nichts tauchte die Möglichkeit auf, diesen Raum zu nutzen. Einer Freundin war der lange Leerstand bekannt, sie gab die Idee eines Klangraums an das Delitzscher Rathaus weiter, und dort waren die Türen offen. Wir fühlen uns reich beschenkt. Seit der Eröffnung im September 2019 waren bisher gut tausend Gäste zu Besuch. Sie können hier in Klängen baden, eine Klangmassage erhalten, Vorträge, Mitmachkonzerte und Gastkonzerte, auch von Schulen, erleben oder an Kursen in Gongspiel, Obertongesang, Didgeridoo, Trommeln und Trommelbau, Stimme und Atem oder Theatertherapie teilnehmen. Zur Zeit sind im Klanggewölbe vier Personen aktiv, die in stimmiger Resonanz miteinander die Unternehmung erhalten, voranbringen und behüten. Jede und jeder bringt die eigenen Qualitäten ein. Immer wieder kommen neue Gaben in den Raum. Zuletzt, im April 2020, gesellten sich Kunstobjekte, Skulpturen und Gemälde hinzu. Auch ein großer Bechsteinflügel, Baujahr 1958, gestimmt auf 432 Hz, hat seinen Weg zu uns gefunden. Unser Motto lautet: Das Ohr ist der Weg – wahrhaftig berührende Musik sucht und findet das fühlende Herz. Wir erleben immer wieder, dass aus dem Staunen und Wundern über den Raum, die Klänge, das Spiel und das Zusammenspiel nahezu alle Sinne aktiviert werden. Es gelingt, Ursprüngliches zu berühren, es taucht Interesse auf, die Wirkgründe hinter den Dingen zu erkennen. Täuschungen können deutlicher als solche wahrgenommen werden, und mit mehr Bewusstheit entsteht intensiveres Leben – das wirkt auch über den Ort hinaus. Wir sind interessiert an weiteren Mitwirkenden, die idealerweise schon Erfahrung in den genannten Bereichen mitbringen. Das Klanggewölbe ist auch ein Schutzraum, um mutig Neues auszuprobieren. Aus dem unmittelbaren Erleben der Klänge entwickeln sich oft ungeahnte Möglichkeiten. Almut Krumbach