Commonie

Schöne neue Technikwelt?

Auf Maria Königs gleichlautenden Beitrag in Oya 59 gab es viel kontroverses Feedback. Und auch sonst gibt etwa das Thema »Digitalisierung« immer wieder Anlass zu Diskussionen…
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Bereits ab 1970 hatte ich als studentische Hilfskraft im institutseigenen Rechenzentrum die Möglichkeit, die Computerei und das Programmieren kennenzulernen. Die Technik entwickelte sich seither rasant weiter. Als das Internet seine ersten Schritte machte, und E-Mail Konten für diejenigen verfügbar wurden, die bereit waren, Geld dafür zu zahlen, dämmerte es mir, dass hier eine Entwicklung in Bewegung gekommen ist, die unsere Welt auf eine Art verändern wird, die wir uns noch gar nicht vorstellen können – und dass das Internet die technische Seite des globalen Gehirns bildet, das Peter Russell in seinem Buch »The global Brain« beschrieb. 

Parallel zum beruflichen führte mich mein privater Weg zur Meditation sowie zur Erforschung und Heilung der inneren Welt. Damit rückte die IT-Welt etwas in den Hintergrund, doch waren die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung fantastisch, wenn es darum ging, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen und meine Seminarangebote international bekannt zu machen. Das war lange vor Skype, Zoom, Twitter … Nachdem ich diese Tätigkeit wegen der vielen anstrengenden Reisen wieder einstellte, bin ich jetzt, nach einigen Umwegen, wieder voll in der digitalen Welt gelandet. Vor vier Jahren habe ich begonnen, einen Onlineshop aufzubauen, in dem wir Gesundheitsprodukte anbieten. Mittlerweile gibt das Geschäft vier Menschen Vollzeit- und sechs weiteren Teilzeitarbeit. Auch dies wäre ohne die »schöne neue Technikwelt« nicht möglich gewesen. 

Wie zu sehen ist, sind mein beruflicher und privater Weg eng mit der Digitalisierung verknüpft, und ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die sie bietet. Gleichzeitig sehe ich die Entwicklung auch sehr bedenklich. Die allgegenwärtige Kontrolle, die immense Ressourcennutzung, die Verkrüppelung der Fähigkeit zu eigenständigem kritischem Denken durch immer raffiniertere Propagandamethoden und natürlich die gnadenlose Kommerzialisierung machen mir Angst und rufen immer wieder Hoffnungslosigkeit auf den Plan. All dies funktioniert ja zu -einem wesentlichen Teil nur, weil wir – ich schließe mich da bis zu einem gewissen Grad nicht aus – den Verlockungen der Bequemlichkeit und des Kommerz nachgeben. 

Ich könnte mich jetzt lange über Eigenverantwortlichkeit, individuelle und kollektive Traumatisierung sowie Entwurzelung auslassen. Aber das wissen wir ja zur Genüge und arbeiten daran auf je eigene Art und Weise. Auf dem Weg sind mir Oya, »Evolve«, Thomas Hübl, Otto Scharmer und so viele andere Menschen, Institutionen und Netzwerke wichtige Begleiter und Impulsgeber. 

Für mich ist die Digitalisierung Bestandteil unseres Entwicklungswegs, mit all ihren wundervollen und destruktiven Seiten. Der Fokus liegt aus meiner Sicht darauf, dass wir Menschen uns wieder daran erinnern, dass wir Teil dieser Schöpfung sind, Kinder der Planetin und ihre Hüter. Wenn uns dies gelingt und wir dies wirklich leben, verkörpern, dann werden wir auch Technik entwickeln, die in Harmonie mit der Schöpfung ist. Die keine Kinderarbeit braucht. Die nicht zur Manipulation und Kontrolle missbraucht wird. Die nicht große Teile unserer Mutter verseucht. Wir – damit meine ich diesen größer werdenden Kreis, der sich darüber bewusst wird, dass dieser tiefgreifende Wandel notwendig ist – wissen es ja.  Ein Freund wiederholt immer wieder den Satz: Wir haben kein Wissens- sondern ein Handlungsdefizit. 

Ich sehe die Corona-Krise als den Auslöser, dass dieser Wandel sich jetzt wirklich manifestiert. Haben wir die kritische Masse erreicht, die es für die Metamorphose braucht? Kürzlich hörte ich Nora Bateson die Frage stellen: Wollen wir Raupen mit Flügeln werden oder Schmetterlinge? Ich bin für letzteres! Die Vorstellung über den Weg dahin lässt mich zwar immer wieder unbehaglich fühlen. Und ich weiß, dass es kein Zurück gibt.

Rainer Kitza, Hütekreismitglied, Baiern



Bei Digitalisierung sehe ich vor allem drei Aspekte: künstliche Intelligenz, praktischer Nutzen und Ökologie.  Für mich ist Intelligenz vor allem ein Bewusstsein, ein Wille. Keine Maschine will irgendetwas. Somit kann es »künstliche Intelligenz« gar nicht geben. Etwas zu berechnen, ist noch keine Intelligenz. Beispiel: Schach ist ein dummes Spiel – der Beweis ist, dass Maschinen es können. Wenn ich alles berechnen könnte, wäre Schach langweilig. Bei Maschinen kann ich immer den Stecker rausziehen, es stört sie gar nicht. Indifferenz ist nicht dasselbe wie Intelligenz. 

Wie jede und jeder weiß, kann Digitalisierung praktisch sein. Wie Elisabet Sahtouris halte ich es für möglich, dass das Internet Kooperation ermöglicht: Die Bakterien haben vor drei Milliarden Jahren zuerst kommuniziert und dann kooperiert; die Einzeller haben zuerst kommuniziert und dann kooperiert; und die Menschen fangen jetzt an, global zu kommunizieren … Manchmal ist Digitalisierung eher behindernd, wie eine Krücke. Wenn ich verletzt bin, bin ich für eine Krücke dankbar. Aber wenn ich gesund bin und rennen will, ist eine Krücke nicht hilfreich. Es ist leicht, mit einem Menschen ohne technisches Hilfswerk direkt zu sprechen. Mit einem digitalen Gerät kann es sehr viel schwieriger sein, viel mehr Zeit nehmen, und am Ende kann dennoch die Kommunikation unvollständig bleiben. Ich beobachte viele digital hochaktive Menschen; ich bezweifle, dass sie effizient kommunizieren. Schon Charlie Chaplin hat in »Modern Times« mit der Szene der »lunch eating machine« sehr gut gezeigt, dass Maschinen nicht immer besser sind. Digitalisierung kann -Krückenkommunikation bedeuten. Digital ist nicht immer besser. 

Ökologisch gesehen ist die jetzige Digitalisierung verheerend. Wir erfinden Wörter, um zu kaschieren, dass wir mehrere Computer haben: Ich habe einen PC, einen Laptop, ein Smartphone, ein Tablet, ein Handy usw. Wenn wir Menschen aber heilen und aufhören, die Geldmenge immer mehr aufblasen zu wollen, dann kann ich mir vorstellen, dass Digitalisierung nachhaltig sein kann. Ich denke, dass die Erde uns genügend Metall und die Sonne genügend Energie gibt, damit wir vernünftig digital kommunizieren können. In der enkeltaug-lichen Welt hat natürlich nicht jeder Mensch mehrere Computer und verbringt nicht jede Sekunde damit, irgendwelche Kurznachrichten zu senden. Ein Computer pro hundert Personen könnte genügen. Es ist außerdem möglich, Computer so zu bauen, dass sie möglichst wenig Schaden verursachen und leicht zu reparieren sind. 

Digitalisierung kann unserer Intelligenz nachhaltig dienen, nachdem wir den Glauben an Trennung abgelegt, ein neues Narrativ gewebt und ganzheitlich Heilung gefunden haben.

Didier Achermann, Wolfratshausen



Ich finde die Idee, dass in Zukunft jeder Computer nur noch irgendwo zentral von 100 Leuten genutzt wird, wegweisend. Das würde die Praxis des Gemeinschaffens radikal beschleunigen: So ein gemeinschaftliches Internet-Café wäre bestimmt ein schöner Ort, wo auch die SoLaWi-Abholstation, ein Willkommenszentrum für Geflüchtete und Neuankommende, eine Verschenke-Box usw. platziert werden könnten.

Matthias Fellner, Oya-Redaktionskreis, Alfter



Am Artikel »Schöne neue Technikwelt?« von Maria König ist nichts falsch. Allen Aussagen kann ich zustimmen, und die Probleme mit der Technik und Digitalisierung werden hier kritisch und gut zusammengefasst. Dennoch habe ich ein Problem mit der Darstellung, denn diese verschweigt die Lichtseite des Themas und damit das Potenzial für einen gesellschaftlichen Wandel, welches einige dieser Werkzeuge in sich tragen. Die Autorin denkt die zukünftige menschheitliche Entwicklung hier eher geradlinig. Gerade Letzteres zeigt – und das nicht nur bei diesem Thema – den realen Weg in eine zivilisatorische Sackgasse, welchen wir wohl gerade tatsächlich beschreiten. Aber warum nicht auch versuchen, diese modernen Mittel zu nutzen, um im letzten Moment doch noch abzubiegen? 

Leider trennt Techies und Ökos nach wie vor eine große Kluft, insbesondere in ihrer Haltung. Während erstere manchmal in der Digitalisierung das alleinige Allheilmittel erkennen wollen und bestenfalls meinen, wir müssten doch einfach nur alles »OpenSource« machen, lehnen die Ökos Technik gern weitgehend ab und brüsten sich damit, wie gut man doch auch unter Verzicht auf all das gut leben könne. Selbst wenn es für die Abstinenzler mit der gesellschaftlichen Teilhabe praktisch wohl immer schwieriger werden wird, behalten sie bisher noch immer recht: Gut leben kann man trotzdem. Problematisch ist dabei vielleicht nur, dass ein Wunsch nach generellem gesellschaftlichen Verzicht entsprechend ihrem Vorbild keiner Weiterentwicklung, sondern einem Zurück in historische Verhältnisse mit eher weniger Beteiligungsmöglichkeiten und kreativen Entfaltungsräumen für einzelne Individuen gleichkommt. 

Anders wäre es aus meiner Sicht, wenn viele Menschen oder ganze Gesellschaften von sich sagen könnten, dass sie eben diese Technologie und jenen Automat – vom eigenen Computer über ein Automobil bis hin zur Gentechnik – viel weniger oder sogar gar nicht mehr bräuchten, weil sie zum einen all ihre Bedürfnisse auch ohne diese Hilfsmittel befriedigen können, und zum anderen tatsächlich genug für alle da zu sein scheint sowie auch allen gleich gut zugänglich ist. Darin liegt meiner Meinung nach im Vergleich zum selbstauferlegten Verzicht (ein Selbstverbot) ein Schlüsselmoment. Doch dies setzt voraus, dass wir uns eben nicht nur die Probleme vergegenwärtigen, sondern auch die Chancen erkennen wollen, um diese neuen zur Verfügung stehenden Mittel auch zielgerichtet für einen gesellschaftlichen Wandel im sozial-ökologischen Interesse einsetzen zu können. 

Der Markt hat etwas Bemerkenswertes geschafft. Er hat auf seine Art und Weise nahezu alle Menschen weltweit miteinander verbunden und in seine spezifische – leider sehr ungerechte – Art von Beziehung gesetzt. Diese Globalisierung hat viele Schattenseiten, die Oya genauso ins Licht rückt wie die dunkle Seite der Digitalisierung im vorliegenden Artikel. Aber auch bei der Globalisierung gibt es Licht, das es zu erhalten gilt, wollen wir uns auch weiter zunehmend als Menschheitsfamilie betrachten, uns global miteinander verbunden fühlen und gemeinsam als Weltgesellschaft und Erdbewohner wirken. Es ist also nicht das Ob Globalisierung und Digitalisierung, sondern das Wie. 

Und hierauf sollte sich meiner Meinung nach auch die Forschungsarbeit von Oya fokussieren. Wie können wir uns die Möglichkeiten, die uns »die Vernetzung der Information« – die eigentliche Qualität, welche durch Technik/Digitalisierung realisiert wird – erst heute schenkt, nutzen, um andere soziale Strukturen jenseits der Marktförmigkeit zu erschließen und uns global rein kooperativ miteinander zu vernetzen? 

Ich glaube, mit Hilfe eines derartigen Weiterdenkens, das einen bereits stattfindenden und momentan kaum aufzuhaltenden digitalen Wandel eher kreativ nutzt, anstatt ihn zu bekämpfen oder nur zu verunglimpfen, wäre wandelwilligen Kräften mehr geholfen. Veränderte gesellschaftliche Bedingungen, die sich unter zunehmender Nutzung derartig neuer Strukturen entfalten, würden dazu führen, dass freiwilliger und vielleicht gar »schmerzhafter« individueller Verzicht unnötig wird. Sie würden dazu führen, dass sich suffiziente Haltungen überhaupt herausbilden dürfen. Damit würden sich letztlich auch technische Forschung und Entwicklung einem neuen Paradigma unterordnen, das grundlegend energie- und ressourcensuffizient ist, anstatt Zeitersparnis und noch mehr Bequemlichkeit in ihren Mittelpunkt zu stellen. 

Christian Schorsch, Hütekreismitglied, Bad Klosterlausnitz



Der folgende Brief bezieht sich auf eine redaktionelle Antwort auf den
in Ausgabe 59 abgedruckten Leserbrief von Horst Beyer. Darin wird die
Enkeltauglichkeit von Photovoltaik-Technik in Frage gestellt.


Beim Lesen des Kommentars der Oya-Redaktion auf Seite 19 habe ich mich sehr geärgert. Grundsätzlich finde ich es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch regenerative Energien nicht ohne Umweltbelastung und Ressourcenverbrauch wie auch aktuell nicht ohne Beteiligung an internationalen Ausbeutungsregimen zu haben sind. Erschreckt hat mich – der ich einige Jahre als Ingenieur in der Solar-Branche tätig war – aber, wie in eurem Kommentar Falschbehauptungen der Fossilenergie-Lobby einfach weiter-erzählt werden. Ihr schreibt: »Hinzu kommt, dass Solarzellen nach einer Lebensdauer von höchstens 20 bis 30 Jahren als Sondermüll entsorgt werden müssen.« Das ist einfach Quatsch. Die Hersteller von Solarzellen zur Stromerzeugung (also nicht für Konsumgüter wie Handylader usw.) geben Leistungsgarantien auf ihre Zellen für 20 bis 30 Jahre. Das heißt, sie garantieren, dass die Zellen in dieser Zeit nur ein gewisses Maß an Alterung haben. Üblich ist, eine Leistung von mindestens 80 Prozent der Nennleistung für 25 Jahre zu garantieren. Das ist wichtig für die Kalkulation einer Anlage, damit der Betreiber sicher sein kann, dass die Anlage in der Zeit der garantierten Einspeisevergütung genug Strom erzeugt, um Gewinn zu machen. Das heißt aber nicht, dass die Zellen danach nicht mehr funktionieren. Ihre technische Lebensdauer ist wesentlich größer. Die älteste Anlage ist schon 38 Jahre lang in Betrieb. Der Wirkungsgrad fiel in diesem Zeitraum nur von 8,55 auf 8,2 Prozent. Es lässt sich aktuell noch nicht sagen, wie lange die Anlagen halten, denn es gibt kaum so alte Anlagen. Die Zellen sind nach 20 Jahren abbezahlt und erzeugen quasi kostenlos Strom. Es ist daher zu erwarten, dass die Anlagen weiterbetrieben werden, solange es geht – es sei denn, es werden regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen, die das verhindern (siehe kurzelinks.de/gunterkramp).

Das Problem ist hier also die von der Lobby der Fossilkonzerne beeinflusste staatliche Regulierung, nicht die Technik. Insofern ist die Müllmenge, die die Internationale Organisation für erneuerbare Energien prognostiziert, im wesentlichen nicht technisch bedingt. Die tatsächliche »Degradation«, die die Alterung der Module wesentlich bestimmt, ist mit jährlich 0,1 Prozent sehr gering. Das heißt, das Modul hat nach 30 Jahren noch 97 Prozent der ursprünglichen Leistung. Das läßt einen Betrieb über weit mehr als 50 Jahre plausibel erscheinen. Kritischer als der Leistungsverlust ist wahrscheinlich die Schädigung der Kunststoffe, die als Isolierung fungieren. Module, die wegen geschädigter Isolierung nicht mehr für Hochspannungsanlagen geeignet sind, können jedoch immer noch für Inselanlagen mit Niederspannung genutzt werden. Insofern wird es auch zu Export und Zweitnutzung in Ländern kommen, die kein Stromnetz haben.

Ausgediente Solarzellen als »Sondermüll« oder »toxischen Müll« zu bezeichnen, ist doppelt fiese Stimmungsmache. Die meisten Solarmodule, nämlich die multi- und monokristallinen Siliziumzellen, enthalten wenig toxische Stoffe, die zudem sehr fest darin gebunden sind. Theoretisch könnte man sie gefahrloser als viele andere Hausmüllbestandteile deponieren. Das wäre aber Verschwendung, denn sie bestehen aus Glas, Alu, Silizium, Kupfer, Silber und anderen Werstoffen. Alle diese Bestandteile lassen sich – verglichen mit denen in z. B. Handys oder anderer Konsumentenelektronik – recht leicht wiedergewinnen, weil sie in einem immer gleichen, recht einfachen Aufbau konzentriert vorliegen. Die Videos unter kurzelinks.de/gunterkramp1 und kurzelinks.de/gunterkramp2 zeigen einen industriellen Prozess des Rücknahmesystems der Photovoltaik-Hersteller, PV-Cycle. Würde mehr Handarbeit zugelassen, könnten sogar die Glasscheiben, Rahmen und Wafer direkt wiederverwendet werden. In Forschungsanlagen wurde das demonstriert – es ist aber nicht wirtschaftlich.

Auch im industriellen Recyclingprozess gehen nur die Kunststoffe verloren; sie werden verbrannt, um die Materialien Glas, Silizium und Metall zu trennen, die sie zuvor zusammengeklebt haben. Alle anderen Materialien können eingeschmolzen werden. Das verbraucht etwa 70 Prozent weniger Energie als die Neuproduktion von Glas, Kupfer oder Alu (kurzelinks.de/gunterkramp3).

Gunter Kramp, Hütekreismitglied, Kaufungen


Lieber Gunter Kramp, vielen Dank für deinen Hinweis, dass es sich beim Austausch von Solarzellen nach einer bestimmten Laufzeit um eine Art von geplantem Verschleiß handelt. Das Problem ist hier also nicht in erster Linie die Technik, sondern es sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Alternativ zu der Anregung von Didier Achermann (siehe Seite 13), dass hundert Menschen einen Rechner nutzen, wäre es auch technisch machbar und ressourcenmäßig durchaus vertretbar, was in der vom »Konzeptwerk Neue Ökonomie« und anderen erarbeiteten Vision für 2048 – »Zukunft für alle. Gerecht. Ökologisch. Machbar« (siehe Oya Ausgabe 59) – vorgeschlagen wird: dass jeder Mensch auf der Planetin über ein einziges eigenes digitales Endgerät verfügt, das – quell-offen gebaut, recyclebar und modular gestaltet – viele Jahrzehnte oder gar länger hält und multifunktionalen Zugang zu einem commonisch verwalteten, verteilten Internet bietet. Das setzt jedoch eine Wirtschaftsweise jenseits von Profitorientierung voraus. Ein zentraler Faktor scheint mir hierbei auch das Kriterium der Angemessenheit zu sein: Für welche Zwecke halten wir es für angemessen, dass Ressourcen für Technik verbraucht werden – um Menschen zu töten, um Katzenvideos anzuschauen, um die Großmutter auf dem anderen Kontinent zumindest am Bildschirm noch einmal zu sehen? Dafür ist es wichtig, sich immer wieder dafür einzusetzen, dass Technik politisch – das heißt: von allen Menschen – gestaltet werden kann und muss, anstatt einfach blind und zufällig aus Profitstreben heraus entwickelt zu werden.

Andrea Vetter, Oya-Redaktionskreis, Heinersdorf



Und noch ein Austausch zur Frage der Enkeltauglichkeit von Digitalität:


Ich finde euer Heft sehr gut. Wenn ich das richtig sehe, bietet ihr die Zeitschrift aber nur in gedruckter Form an. Ich versuche allerdings, mich vom Papier zu verabschieden und abonniere nur noch ePaper. Vielleicht könnt ihr ja die Oya künftig auch digital anbieten. Dann bin ich auf jeden Fall dabei! 

Ulf Grieme, Dörverden


Lieber Ulf Grieme, dein Wunsch, Papier und Druckfarbe samt der zugehörigen Logistik einzusparen, ist nachvollziehbar. Dennoch ist es fraglich, ob die Nutzung von digitaler Technik hier eine echte ökologische Alternative darstellt. Die Herstellung und Entsorgung der nötigen Hardware ist ja alles andere als -enkeltauglich und auch ihr Betrieb frisst Ressourcen: So ist der CO2-Ausstoß, der durch den weltweiten Datenverkehr entsteht, inzwischen größer als der CO2-Fußabdruck des globalen Flugverkehrs. Der Traum vom »papierlosen Büro« scheint den Tücken des Rebound-Effekts (siehe z.B. diesen Beitrag aus Oya 37) aufzusitzen.

Aber zurück zu deinem eigentlichen Anliegen: Wir arbeiten daran, künftig den PDF-Download des Hefts anbieten zu können.

Jochen Schilk, Oya-Redaktionskreis, Lassan


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