Bei der sich zur Kühlung des Planeten anbietenden Wiederbegrünung der Landflächen mittels Gehölzen sollte es ausnahmsweise schnell zugehen, meint unser Autor. Hier ist sein Plan.von Philipp Gerhardt, erschienen in Ausgabe #66/2021
Auf den Flächen von »Wilmars Gärten« bei Märkisch Wilmersdorf sind die noch jungen Gehölzstreifen gut zu erkennen. Eine Struktur entsteht …
Ich freue mich sehr über den nachfolgenden Beitrag »Aufbäumen gegen die Dürre « von Ute Scheub und Stefan Schwarzer, da hier endlich einmal Raum bekommt, was eigentlich seit Jahren klar ist: Neben der Bindung des Kohlenstoffs aus der Atmosphäre ist der Wasser-haushalt der Schlüssel zur Wiederabkühlung des Planeten! Die Vermeidung von Dürre auf der einen, Hochwasser auf der anderen Seite, dazu die Kühlung der Landschaft auf lokaler, regionaler und kontinentaler Ebene sowie die Stärkung des Niederschlagsrecyclings durch mehr Wolkenbildung – es wird immer offensichtlicher, dass dazu vor allem Bäume wichtig sind. Bäume sind eben deutlich mehr als nur große verholzende Pflanzen. Wenn sie lichte Gehölzlandschaften bilden, entsteht großflächig aus der sonst eher zweidimensionalen Fläche ein dreidimensionales Gebilde. Ganz ähnlich wie beim Kühler eines Motors oder bei den Darmzotten im Verdauungstrakt von Säugetieren wird hierbei die Oberfläche radikal vergrößert, so dass über das Bindeglied Baum mehr Interaktion zwischen Atmosphäre und Böden stattfinden kann. Es sind die grünen Teile der Pflanzen, die letztendlich den Kohlenstoff aus der Atmosphäre in verschiedene Zucker verwandeln, die dann über Wurzeln und Laub im Boden landen und aus denen das Bodenleben Humus aufbaut. Es sind auch die grünen Pflanzenteile, die Wasser verdunsten, Sauerstoff in die Luft bringen und von denen Bakterien oder Blatt-exsudate wie Isopren in die Atmosphäre aufsteigen, die wichtige Rollen bei Wolkenbildung und Treibhausgasabbau spielen. So viel Blattmasse, so viel Photosyntheseorgane, so viel Biomasseproduktion, so viel dieser jetzt dringend benötigten -Eigenschaften bringt neben dem Erhalt der Nahrungsmittelproduktion eben kein ausgedehntes Grünland, kein Acker und kein dichter Forst hervor, sondern nur eine lichte Gehölz-landschaft!
Diese Landschaften hat es historisch gegeben und es gibt sie immer noch. Von ursprünglichen Wald-Weide-Landschaften, der temperierten Baumsavanne, die – gemäß der Megaherbivoren-Hypothese – wahrscheinlich während des größten Teils des Holozäns Europa bedeckten, bis zu den Streuobstwiesen, Waldweiden, Haubergen, Hutewäldern und Baumfeldern, die in den letzten Jahrhunderten zusehends verschwunden sind – wir haben genug Vorbilder, an denen wir sehen können, welche Landnutzungsform jene Eigenschaften liefert, die jetzt gebraucht werden.
Neben der Klimakrise erleben wir auch eine soziale Krise, denn unsere imperiale Lebensweise erzeugt viel Unterdrückung, Mangel und Elend. Es geht also nicht nur um eine Transformation von Landschaft und Versorgungssystemen, sondern auch darum, unser Miteinander zu verändern. Es reicht nicht, Bäume zu pflanzen, sondern dies muss auch gemeinschaftlich geschehen.
Wiederbegrünung geht nur gemeinschaffend
Gemeinschaftlich – damit meine ich, dass wir Organisationsformen finden müssen, deren Grundlage kleine Zellen mit persönlichen Beziehungen sind. Erst wenn Menschen auf der Basis persönlicher Beziehungen zusammenarbeiten, können sie ihre Umwelt nachhaltig nutzen und eine gerechte Teilhabe aufrechterhalten. Dies wurde bereits in den 1970er und 80er Jahren eindrücklich etwa von Raymond Dasmann dargelegt; der Biologe und Ökologe stellte in seiner Forschung fest, dass kleine Gruppen leichter als große Mechanismen entwickeln können, die der Übernutzung von Ressourcen vorbeugen. Ein Beispiel ist das Zusammenleben von mehreren Generationen, bei dem alte Menschen die jüngeren darauf hinweisen können, wenn die Winter milder werden, es weniger Fische im Fluss gibt oder die Waldfläche schwindet. Wichtig ist aber vor allem das Vorhandensein persönlicher Beziehungen an sich, da diese es ermöglichen, Fragen der Interaktion mit der Mitwelt nicht nur durch den Kopf, sondern auch durch Herzensverbindung gemeinsam zu klären: Ein Lohnunternehmer aus dem Ausland wird sich kaum darum scheren, wenn ich ihm erkläre, dass er seine Pflanzenschutzspritze nicht im Bach auswaschen soll – bei einem Bauern aus dem Ort, mit dem man gemeinsam in der freiwilligen Feuerwehr ist, ist das schon wahrscheinlicher. Interessant ist hierbei auch, dass Dasmann das Vorhandensein solch kleiner »sozialer Netzwerke« vor allem bei Clangemeinschaften feststellte. Wenig später, 1993, bestätigte dies nämlich unabhängig davon Robin Dunbar. Dem Psychologen zufolge liegt die Anzahl der von einem menschlichen Gehirn verwaltbaren persönlichen Beziehungen bei durchschnittlich 150. Alles, was größer ist oder von außen verwaltet wird, ist nicht mehr »Gemeinschaft«, sondern bestenfalls »Gesellschaft«. In der Landnutzung lässt sich das bei von oben aufgesetzten Hochwasserschutz-, Naturschutz- oder Infrastrukturprojekten – mit als »Partizipation« verpackten »Akzeptanzbeschaffungsprozessen« – gut beobachten. Einen Gegenentwurf wiederum sehen wir im mexikanischen Chiapas (Seite 64) oder im nordsyrischen Rojava, wo Rätesysteme eine Basisdemokratie auf regionales Niveau heben. Im Gesellschaftssystem Deutschlands scheint mir die Idee der Bürgerräte eine vielversprechende Möglichkeit zu sein, gemeinschaftlichen Umgang mit der Welt auch in Strukturen zu tragen, die aufgrund der großen Bevölkerungszahl und -dichte zwangsläufig gesellschaftlich sind. Auch darüber schrieb bereits Dasmann: Wir können nicht zurück in kleine, ökosystemgebundene Strukturen. Wir sind dafür zu viele auf dieser Erde und müssen uns durch unseren gewaltigen Fußabdruck als Menschheit zwangsläufig mit Problemen beschäftigen, zu deren Lösung es auch eines großen Handabdrucks bedarf, die es also überregional, gesellschaftlich, politisch zu lösen gilt.
Genau an diesem Punkt stehen wir angesichts der Klimakrise. Es ist also wirklich wichtig, die oben beschriebenen ökologischen und sozialen Veränderungen – nennen wir die Vision mal »vernetzte Allmenden in einer friedlichen Waldgartenlandschaft« (siehe meinen Beitrag in Oya 51) – rasch umzusetzen.
Philipp Gerhardt
Aus kurzen Pappelstecklingen sind bereits im zweiten Sommer stattliche Bäumchen geworden. Der daneben posierende Autor hat nicht etwa daran gezogen. Vielmehr haben Pappeln in ihrem Gefäßsystem den Luftstickstoff fixierende Bakterien, die ihnen zu einem rasanten Wachstum verhelfen.
Prioritäten zu setzen, wird schmerzhaft sein
Nun leben wir in einer Zeit, in der wir lernen müssen zu erkennen, was wichtig wäre und was dringend zu tun ist. Für mich steht außer Frage: Der Erhalt eines Klimas, in dem unsere Lebenserhaltungssysteme weiter funktionieren, ist derzeit am dringlichsten. Wenn dies nicht gelingt, dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr darum machen, was wir an Schönheit auf dem Planeten erhalten können und was wir loslassen wollen. Was ich damit sagen will, ist, dass uns der wertvollste -Magerrasen, die schönste Streuobstwiese oder der beste Lebensraum für Wiesenbrüter, die alle aus unserer Kulturtätigkeit hervorgegangen sind, nichts nützen, wenn in 50 oder 100 Jahren der Atlantik die norddeutsche Tiefebene bis zum Harz verschluckt und solche gutgehegten Kleinode im Meer versinken. Es nützt uns auch nichts, wenn aufgrund der Klimakrise der Golfstrom kippt und eine neue Kaltzeit in Europa all die wertvollen gebietsheimischen Arten verschwinden lässt, oder wenn es durch die Klima-krise zu so dramatischen Kollapserscheinungen kommt, dass die Menschen den letzten alten Obstbaum fällen, um sich in ihren letzten Stunden am Feuer zu wärmen. Es gilt, eine große Katastrophe zu verhindern, und wir sollten uns dafür besser von liebgewonnenen Dingen trennen, bevor wir alles verlieren.
Leider ist dies ein schmerzhafter Punkt, an dem gerade die Menschen, die eigentlich unsere Mitwelt schützen wollen, sich selbst und einem zielführenden Handeln im Weg stehen. Denn wir werden in einem sich drastisch verändernden Klima mit einem konservierenden Verständnis von Natur nicht weit kommen. Das, was wir heute schützen wollen, die sogenannte Kulturlandschaft, ist bereits Ausdruck Jahrtausende andauernder Degradationsprozesse. Selbst eine Heckenlandschaft ist nur noch ein Relikt einstiger Landschaften, die einen viel größeren Anteil an Gehölzen aufwiesen, der Magerrasen oft ein Produkt konstanter Übernutzung eines Bodens, der damit seine Fähigkeit zum Wasser- und Nährstoffrückhalt weitgehend verloren hat.
Freilich bedecken solche Ökosysteme ohnehin nur noch den kleineren Teil der Landfläche, und wir können es uns vielleicht leisten, sie zu erhalten. Denn es gibt zunächst sehr viel Landwirtschaftsfläche, die eine geringe Artenvielfalt aufweist und wo wir aufbauende Prozesse ohne Interessenskonflikte zwischen Natur- und Klimaschutz stärken können. Das ist, wie bereits dargelegt, von höchster Dringlichkeit, da wir vermutlich nur mit einem flächigen Umbau der ausgeräumten Agrarlandschaft in Agroforstsysteme – also in baumreiche Landwirtschaften – die Chance haben, das Klima stabilisieren zu können.
Herausfordernd wird es bei der Frage, wie wir die Agroforstwirtschaft nun rasch konkret in die Fläche bringen. Wir reden davon, unter anderem in Deutschland in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine Transformation zu schaffen, nach der Landwirtschaft zum überwiegenden Teil Gehölze integriert und nach der es keine großflächig ausgeräumten Landschaften mehr gibt. Dafür stehen eigentlich großartige Möglichkeiten zur Verfügung. Durch die wachsende Nachfrage würde es sich für viele Landwirtschafts-betriebe lohnen, bestimmte Gehölze anzubauen, zum Beispiel die Pappel für die Produktion von Hackschnitzeln oder Industrieholz, oder auch die Walnuss, die Esskastanie und andere fruchttragende Gehölze. In jedem Fall kann die herkömmliche landwirtschaftliche Produktion dabei weitergehen und profitiert in den meisten Fällen sogar davon. Bereits heute gibt es zahlreiche Betriebe, die das machen. Doch leider muss man sich gut mit dem Agrarförderrecht auskennen, um einen im jetzigen System gangbaren Weg mit vertretbarem Aufwand zu finden. Deutlich mehr Bauern würden Bäume pflanzen, wenn es die einfache Möglichkeit gäbe, ein Feld als Agroforstsystem zu deklarieren und dafür einfach die gewohnte Förderung weiter zu erhalten – ohne dass die Bäume herausgerechnet oder unter Schutz gestellt werden. Hierfür haben wir mit dem Fachverband Agroforst (DeFAF) lange gekämpft – immerhin mit dem Erfolg, dass der Bundestag Anfang des Jahres beschlossen hat, Agroforstsysteme künftig zu fördern.
Wie gesagt, wir sprechen über die förderfähige Landwirtschaftsfläche – also Acker- und Grünlandflächen –, die derzeit größtenteils für Mais, Getreide oder Grünschnitt genutzt werden. Jetzt gibt es die Chance, diese Flächen binnen kürzester Zeit wieder zu strukturieren, Säume und Lebensraumverbünde herzustellen, großflächig den Wind zu brechen, die Landschaft zu kühlen, der Erosion Einhalt zu gebieten, Kohlenstoff zu binden usw.
Jahrelang hat man die Bauern angebettelt, sie mögen Hecken anlegen – mit wenig Erfolg, denn selbst, wenn man sie komplett finanziert, ist eine Hecke für Bauern oft uninteressant, da die Auflagen die Nutzung im betrieblichen Kontext erschweren. Wenn wir nun hingegen die Möglichkeit eröffnen würden, bei normaler landwirtschaftlicher Förderung und zugesicherter Nutzungsoption solche Bäume zu pflanzen, die den Landwirten sinnvoll erscheinen, dann würde – davon sind alle Fachleute überzeugt – der Flächenanteil der Baumfeldwirtschaft sprunghaft ansteigen!
Philipp Gerhardt
Waldgartensystem der Gemeinschaft »Frieda« in Brück: Sehr produktiv, gemeinschaftlich verwaltet, unglaubliche Artenvielfalt, gerade wegen der vielen neuen »Klimabäume«. Aber leider ist dies nicht das Modell, mit dem sich in 10 bis 20 Jahren der Großteil unserer Agrarlandschaft umbauen lässt.
Naturschutz versus Klimaschutz?
Doch leider meldeten sich umgehend Interessengruppen, die sich bislang für die Landwirtschaftsfläche kaum interessiert haben, sondern sich eben um den Schutz von Landschaftselementen wie Hecken oder Feldgehölzen kümmerten. Es ist ihr Verdienst, dass diese ihren festen Platz im Naturschutzrecht haben und streng geschützt sind. Doch nun werden Forderungen laut, auch in Agroforstsystemen die gleichen strengen Maßstäbe anzusetzen. Bäume auf Äckern sollen demnach nur gebietsheimische Arten mit regionaler Genetik sein, bestimmte Abstände sollen vorgeschrieben werden usw. Damit schneiden wir uns leider ins -eigene Fleisch, denn wo heute kilometerweit der Mais steht, wäre mit ein paar Streifen schnellwachsender Gehölze so viel gewonnen! Dafür wären etwa bestimmte Pappelzüchtungen geeignet, doch erfüllen sie die genannten Anforderungen nicht. Ebenso wären die Walnuss, die Esskastanie, bestimmte Obstsorten oder robuste Baumarten, die gut mit einem heißeren Klima klarkommen, wie die Robinie oder der Baumhasel, nicht erlaubt. Da wir in sensiblen Gebieten ohnehin besondere Regeln haben, also etwa in Landschaftsschutzgebieten oder Biosphärenreservaten, würde mit solchen Vorschriften kein zusätzlicher Schutz erreicht werden – doch dem schnellen Umbau der ganz normalen ausgeräumten Agrarlandschaft wäre der Wind aus den Segeln genommen.
Die Verhandlungen über die Agroforstförderung sind bislang nicht abgeschlossen, und viele engagierte Leute kämpfen noch darum, hier den für den Wandel nötigen Freiraum zu schaffen.
Pappel-Pragmatik
Ich selbst strebe in meiner Arbeit als Agroforstberater immer danach, möglichst diverse Systeme zu schaffen, die auch gesellschaftlich einen Wandel mittragen können. Eine Baumpflanzung mit mehreren Nuss- und Obstarten, schnellwachsenden Gehölzen und Bäumen, die älter werden können, mit alten Sorten und neuen, klimaangepassten Züchtungen ist sicher eine schöne Aufgabe. Ich spüre auch deutlich, dass ich – siehe oben – am liebsten für gemeinschaftlich getragene Wirtschaftsformen arbeite.
Doch ebenso wichtig finde ich es, Großbetrieben in der konventionellen Landwirtschaft dabei zu helfen, auf ihren Schlägen Hybridpappeln zu pflanzen – denn das ist es, was in unserem gewachsenen Landwirtschaftssystem in einer Marktwirtschaft trotz aller Probleme sofort umsetzbar ist! Was haben wir davon, wenn wir einen 5000-Hektar-Großbetrieb in jahrelanger -Arbeit davon überzeugen, mit staatlicher Förderung einen Hektar Streuobstwiese zu pflanzen? Ist nicht viel mehr gewonnen, wenn auf den ganzen 5000 Hektar »Agrarsteppe« alle 60 oder 100 Meter ein Baumstreifen angelegt wird? Auch – oder gerade –, wenn es Hybridpappeln sind, so haben wir innerhalb eines Jahres eine Heckenstruktur in die Landschaft gebracht, die alle oben genannten positiven ökologischen Effekte bringt. Einzig bei der Artenvielfalt schaffen wir damit deutlich weniger als bei einer nach Naturschutzaspekten angelegten Hecke. Natürlich lässt sich auch beides zugleich pflanzen; oder die artenreiche Nachpflanzung erfolgt später, wenn die grundlegende Struktur etabliert ist.
Ich habe einige Projekte begleitet, in denen wir im Frühjahr auf 100 Meter Abstand die Pappeln pflanzten und dann im Herbst genau dazwischen noch einen Streifen Obst- oder Nussgehölze – oft mit klimaplastischen Arten wie der Esskastanie, die es auch im heißer werdenden Klima mit wiederkehrenden Dürren ganz gut aushalten, die Nahrungsmittel und wertvolles Holz liefern, aber eben nicht dezidiert regional oder »heimisch« sind. Wenn ich dann nach einiger Zeit diese Projekte wieder besuche, dann summt, brummt und flattert es auf einmal wieder dort, wo zuvor nur das weiße Rauschen des Maisackers zu hören war. Rehe springen wieder aus den Pappelstreifen, weil sie diese als Deckung nutzen, um über die Felder zu kommen. Am Saum der Baumstreifen tummeln sich Igel, Käfer oder Eidechsen, und zahlreiche Vögel leben sogar in den Innenräumen von heckenartigen -Energieholzstreifen.
An heißen Tagen spürt man den Temperaturunterschied zwischen dem offenen Feld und der Umgebung der Gehölzstreifen deutlich, bekommt nasse Füße vom Tau auf der Bodenvegetation oder freut sich bei kaltem Wind über die Deckung im Windschatten. Es ist buchstäblich zu fühlen, dass die Verdunstung des Wassers, das die Bäume aus der Tiefe des Bodens heraufholen und über die Blätter an die Luft abgeben, kein Verlust ist, sondern sich positiv auf die Umgebung auswirkt. Wenn man dann daran denkt, was dies bei einer großflächigen Umsetzung bedeuten würde – Modellierungen gehen von 1 °C Temperaturreduzierung bei einer regionalen Bepflanzung von nicht einmal 10 Prozent der Ackerfläche aus –, so stellt sich ein erhebendes Gefühl ein: die Hoffnung, die Überhitzung des Planeten doch noch aufhalten zu können. Das Schöne ist, dass dieses Gefühl unabhängig davon ist, wer den Boden, auf dem die Bäume wachsen, gerade besitzt. Manchmal ist es sogar so, dass ich mich mehr freue, wenn es richtig große Betriebe sind, auch wenn sie weniger divers sind. Jeder Baum zählt und hilft, eine Zukunft zu schaffen, in der wir uns überhaupt weiter Lösungen wichtiger Fragen nach Gerechtigkeit, Frieden und einem guten Leben für alle annähern können.
Mit der raschen Wiederbegrünung der Welt haben wir derzeit eine so dringende Aufgabe zu erfüllen, dass wir uns nicht verbieten sollten, die effektivsten Mittel, die wir haben, auch einzusetzen – vor allem nicht, wenn diese Maßnahmen sogar reversibel sind. Bäume fällen können wir – wie wir in den letzten Jahrtausenden bewiesen haben – schließlich sehr gut. //
Philipp Gerhardt (38) hat in Tharandt, Ålnarp und Wien Forstwissenschaften studiert. Er entwirft als Planer regenerative Versorgungssysteme von Waldgärten bis hin zu Landschaften, gibt Kurse, schreibt und hält Vorträge. baumfeldwirtschaft.de