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Die Zwölf Artikel von 1525 – im Dialog mit Mustern des Commoning

Frei, fair und zeitlos: Von Patina befreit, erzählen die Forderungen der Bauernschaft heute noch Wesentliches zu den Bedingungen des Gemeinschaffens.von Oya – Redaktion, erschienen in Ausgabe #80/2025
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Die bäuerlichen Forderungen von 1525 handeln von Freiheit und Verbun-denheit, von Selbstorganisation und Dialog auf gleicher Augenhöhe und davon,wie sich die Grundlagen des Lebens gemeinsam pflegen, nutzen und hüten lassen, kurz: vom Gemeinschaffen. Das verbindet die Artikel von 1525 mit der 2019 durch Silke Helfrich und David Bollier geschöpften Mustersprache des Commoning. Nachfolgend stellen wir je einen der zwölf Artikel auszugsweise im frühneuhochdeutschen Original sowie in moderner Übertragung  vor und verbinden diese mit je einem Muster des Commoning. Dabei fiel uns auf, dass die Essenz der Artikel und Muster zwar zeitlos ist, die Deutung und Ausformulierung jedoch stark durch die Kontexte der jeweiligen Zeiten und Orte geprägt ist. Was können sich die Artikel und die Muster über die Zeiten hinweg sagen? Was lernen sie voneinander?

Inmitten der Bauernaufstände, vom 28. Februar bis 3. März 1525 – bezeichnenderweise zur Zeit der Fasnacht –, verschriftlichte der Kürschner und Laienprediger Sebastian Lotzer in der freien Reichs- stadt Memmingen Forderungen, die mehrere Bauernhaufen zwi- schen Donau und Bodensee in den Wochen zuvor aufgestellt hatten: Artikel aller Baurschafft vnnd Hyndersessen. Die Aufständischen beriefen sich auf das dank Luthers Übersetzung und Gutenbergs Buchdruck nun für weite Schichten zugängliche Evangelium, in dem sie lasen, dass sie »frey seyen vnd woͤllen sein«. In den folgenden zwei Monaten wurden die Artikel an 15 verschiedenen Druckorten, überwiegend in Schwaben, Franken und Thüringen, in für die damalige Zeit ungeheu- erlichen 28 Auflagen mit insgesamt 25 000 Exemplaren gedruckt und verbreiteten sich in Windeseile. Der Adel schlug die bäuerliche Revo- lution blutig nieder: 100 000 wurden zwischen März und Juni 1525 getötet. Dieser Schock saß tief, und in den folgenden Jahrhunderten begehrte die Bauernschaft kaum noch auf. Etliche ihrer Forderungen sollten erst mit der Revolution von 1848 / 49 Widerhall in der Frank- furter Reichsverfassung finden. 

Die bäuerlichen Forderungen handeln von Freiheit und Verbun- denheit, von Selbstorganisation und Dialog auf gleicher Augenhöhe und davon, wie sich die Grundlagen des Lebens gemeinsam pflegen, nutzen und hüten lassen, kurz: vom Gemeinschaffen. Das verbindet die Artikel von 1525 mit der 2019 durch Silke Helfrich und David Bol- lier geschöpften Mustersprache des Commoning (1). Nachfolgend stel- len wir je einen der zwölf Artikel auszugsweise im frühneuhochdeut- schen Original (2) sowie in moderner Übertragung (3) vor und verbinden diese mit je einem Muster des Commoning (4). Dabei fiel uns auf, dass die Essenz der Artikel und Muster zwar zeitlos ist, die Deutung und Ausformulierung jedoch stark durch die Kontexte der jeweiligen Zeiten und Orte geprägt ist. Was können sich die Artikel und die Muster über die Zeiten hinweg sagen? Was lernen sie voneinander?

1 Silke Helfrich und David Bollier, Frei, fair und lebendig. Die Macht der Commons (Transcript 2019).
2 stadtarchiv.memmingen.de/ quellen/vor-1552/zwoelf-artikel -und-bundesordnung-1525.html
3 Für eine Zusammenfassung der Artikel siehe Peter Blickle, Die Revolution von 1525 (Olden- bourg Verlag 2004), S.24 ff; sowie den Eintrag »Zwölf Arti- kel« in der deutschsprachigen Wikipedia.
4 Online zur Mustersprache: mustersprache.commoning.wiki commoning-mustersprache.org

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