Wissensexkursion Permakultur, Teil 3.von Ulrike Meißner, erschienen in Ausgabe #19/2013
Alles um uns herum ist Energie. Das mag auf den ersten Blick abgehoben klingen, doch es ist eine physikalische Tatsache, dass auch die uns umgebenden Stoffe und Körper manifestierte, quasi gespeicherte Energie sind. Die Nutzbarkeit dieser Energie ist für uns Menschen begrenzt, weshalb uns Holmgrens Prinzip daran erinnert, Ressourcen dann zu sammeln, wenn sie reichlich vorhanden sind – ganz nach dem Motto »Spare in der Zeit, so hast du in der Not!«. Sich regenerierende Energiequellen, die heute, gemessen am gesamten Energieverbrauch, immer noch wenig genutzt werden, können einen wichtigen Beitrag zur persönlichen und lokalen Selbstversorgung leisten. Dazu gehört die Sonnenenergie, die nicht nur durch Photovoltaik, sondern auch ohne viel Hochtechnologie genutzt werden kann. Trocknung von Ernte, Wäsche oder Holz, Erhitzen von Wasser oder passive solare Bauweise und Geländegestaltung sind hier einige Stichworte. Hinzu kommen Windenergie, nutzbar vor allem zum Pumpen oder zur Stromerzeugung, Biomasse, unter anderem jene aus der nachhaltigen Nutzung von Bäumen oder Wäldern, sowie abfließendes Wasser, das die effizientesten Möglichkeiten zur Stromerzeugung bietet. Werfen wir einen Blick in natürliche Ökosysteme, so sehen wir, dass das, was für ein Lebewesen ein Energiespeicher ist, für ein anderes wiederum eine Energiequelle darstellt. Eine Graspflanze nutzt Sonnenenergie, speichert sie in ihren Blättern, die wiederum einer Raupe als Nahrung dienen und ihr zu mehr Körpermasse verhelfen. Sie füttert wiederum einen Vogel usw. Sonnenenergie wird in der Landschaft im Wesentlichen durch vier Schlüsselelemente gespeichert: Wasser, lebendige Böden, Bäume und Samen. Ein gutes Beispiel der Sonnenenergiespeicherung durch den Menschen in unseren Breiten ist das Strukturelement »Sonnenfalle«. Im Garten kann eine Sonnenfalle aus Bäumen und Sträuchern gepflanzt werden. Aus der Luft betrachtet, werden die Gehölze so gesetzt, dass sie ein »U« oder abgerundetes »V« formen, das mit der Öffnung nach Süden ausgerichtet ist. Die am höchsten wachsenden Bäume und dichtesten Sträucher kommen auf die Nordseite, wo sie kalte Winde abhalten. Nach Osten und Westen hin nimmt die Pflanzenhöhe ab, so dass die Sonne auch aus Ost und West noch in die schützende Bucht scheinen kann. Im Inneren der Falle können dann empfindlichere Pflanzen gezogen werden, wobei sich die Wirkung eventuell noch durch große, wärmespeichernde Steine in der Mitte verstärken lässt. Ein Strohballenbau in Südtirol zeigt die architektonische Umsetzung: Am Esser-Hof in Lana stehen drei Wohnungen jeweils in Form eines nach Süden ausgerichteten »V«. Eine Glasfront auf der Südseite lässt Sonnenlicht und Wärme bei niedrigerem Sonnenstand (also nicht im Hochsommer!) herein. Strohballenwände sorgen auf der anderen Seite dafür, dass die Wärme drinnen bleibt, und speichern so im doppelten Sinn Energie – einmal die Sonnenstrahlen, die das Getreide wachsen ließen und nun im Stroh gebunden sind, und einmal jene, die durch die Scheiben scheinen. •