Zukunft erfahren
Was geschieht, wenn sich eine Idee aus dem Zustand des ersten Funkens in den Raum hinein ausdehnt und eine dreidimensionale Gestalt annimmt?
»Die rote Blume« bietet Akteurinnen und Akteuren in jeder Art von Organisation, Gemeinschaft oder Tätigkeitsfeld vielfältige Anregungen, im zukunftsfähigen Sinn in das Handeln zu kommen. Das Sach- und Praxisbuch ist als Dialog zwischen den Autorinnen gestaltet. Die Künstlerin Shelley Sacks und die Kulturwissenschaftlerin Hildegard Kurt beschreiben darin ästhetische Praktiken, die sich aus ihrer interdisziplinären Arbeit auf dem Gebiet der Zukunftsfähigkeit sowie der Sozialen Plastik speisen. Dabei präsentieren sie ihr ganz eigenes Verständnis von »Ästhetik«, die sie als Gegenteil des »Anästhetischen« definieren. Den allgegenwärtigen Betäubungen entgegnen die Autorinnen mit einem bewussten Verlebendigen unseres Seins.
Für die Umsetzung einer ästhetischen Praxis schlagen sie Methoden wie »aktives Zuhören«, »aktives Sehen«, »bildnerisches Denken« und »imaginatives Arbeiten« vor – dies sind die Werkzeuge oder auch »Werkstoffe«, die gesellschaftliche Transformationsprozesse einleiten. Die Verbindung von innerer und äußerer Arbeit ist dabei ebenso entscheidend wie unsere Fähigkeit, »von der Zukunft her wahrzunehmen, zu denken und zu gestalten«, denn mit den Mitteln des Bestehenden wird Zukunftsfähigkeit nicht zu erreichen sein. In ihrer Arbeit knüpfen die Autorinnen vor allem an den erweiterten Kunstbegriff im Beuys’schen Sinn an, in dem »jeder Mensch ein Künstler« ist. Den notwendigen Wandel in der Qualität des Zusammenseins kann nur eine künstlerische Form des Austauschs bringen. Auch Goethes Naturwissenschaft fließt maßgeblich in die ästhetische Praxis ein, denn Mensch und Natur, Beobachter und Beobachtetes werden im Erkenntnisprozess als eine Einheit gesehen.
Als Leserin erfahre ich, wie das von Shelley Sacks entwickelte »Erdforum« – das einen Teil der »University of Trees« darstellt – meine Fähigkeiten schult, auf die mich umgebende Welt zu antworten. Sozialökologische Bewegungen wie die der Transition Towns, der Permakultur oder der Commons zeigen mir, wie verbindende Erfahrungen bereits vielerorts ein Feld produktiven Miteinanders formen. Inspirierend finde ich den direkten dialogischen Austausch der Autorinnen, der mich innerlich aktiviert, unmittelbar am Geschehen teilzunehmen. So habe ich die Möglichkeit, mich bereits beim Lesen als Teil einer kreativen Praxis zu erfahren.
Mich hat das Buch sehr ermutigt, die beschriebenen Methoden in meine eigene Arbeit einfließen zu lassen. Nach der Lektüre der vorgestellten Praktiken und Schauplätze kann ich es kaum erwarten, die Welt nun buchstäblich »durch die rote Blume« wahrzunehmen und Teil des großen Wandels zu sein. Ein wundervolles, inspirierendes Buch!
Die rote Blume
Ästhetische Praxis in Zeiten des Wandels.
Shelley Sacks, Hildegard Kurt
thinkOya, 2013, 224 Seiten
ISBN 978-3927369771
24,80 Euro
Was geschieht, wenn sich eine Idee aus dem Zustand des ersten Funkens in den Raum hinein ausdehnt und eine dreidimensionale Gestalt annimmt?
Ulrich Renz bringt es oft genug auf den Punkt: Die Arbeit regiere unser Leben, sie sei uns Religion, Zuhause, Sinnstifterin geworden, sie tyrannisiere uns, mache uns krank …In 15 Kapitel und zahlreiche gut verdauliche Häppchen unterteilt, zeigt Renz’ Buch ein beunruhigendes Bild
Über den Frieden zu sprechen, heißt ja, über etwas zu sprechen, das es nicht gibt. Wahren Frieden gibt es nicht auf unserer Erde und hat es auch nie gegeben, es sei denn als Ziel, das wir offenbar nicht zu erreichen vermögen. Solange der Mensch auf dieser Erde lebt, hat er sich