von Peter Krause-Keusemann, erschienen in Ausgabe #21/2013
Dass Natur auf eine Ressource reduziert wurde und wird, ist eine Tatsache. Die dadurch verursachte Gemengelage der Probleme ist mittlerweile gigantisch. Aber es bleibt immer noch ein Zeitfenster dafür, die Entwicklungsrichtung zum Guten zu wenden.
Als Bericht an den Club of Rome ist im vergangenen Jahr ein Buch erschienen, das sich der Frage annimmt, wie der Weg »von einem überholten Finanzsystem zu einem monetären Ökosystem« aussehen kann. Die Autoren um Bernard Lietaer stellen hier eine beachtliche Faktenfülle zusammen, um den Ist-Zustand des Geldsystems zu verdeutlichen und jene Ansätze in Theorie und Praxis hervortreten zu lassen, die einer »monetären Ökologie« dienlich sind. Dabei ist der Blick auf die Folgen der heute üblichen Ökono- mie bedrückend. Zentral werden die Problembereiche »Klimawandel« und »Bevölkerungswachstum« benannt. Feinauflösungen geben Einblicke bezüglich der Entwicklung von Biodiversität, Wasser, Bodenerosion und Klima, aber auch der Menschengemeinschaft im Blick auf den Spannungsbogen zwischen sozialer Sicherheit und beispielsweise Staatsverschuldung. Unter den Voraussetzungen der Paradigmen der Mainstream-Ökonomie widersprechen Effizienz und Resilienz einander. Je rentierlicher ein Vorhaben betrieben wird, desto weniger resilient ist es. Das gilt auch für das Geldsystem. Wie verhält sich dem- gegenüber die Natur? Sie selektiert nicht um der maximalen Effizienz willen, sondern um das optimale Gleichgewicht entstehen zu lassen. In diesem »Zeitfenster der Lebensfähigkeit« kommt es zum Optimum zwischen Effizienz und Resilienz, was im Sinn der Autoren einem nachhaltigen Verhalten entspricht. Wirtschaft im derzeit noch vorherrschenden Sinn beruht auf Paradigmen, die keine Naturgesetze, son- dern menschengemachte Regeln sind. Sie sind darum auch veränderbar. Statt der durch Kreditvergabe durch private Banken erzeugten Standardwährungen könnten komplementäre Währungen die Ökonomie von der Monokultur zur Vielfalt (zurück-)führen. Die Autoren decken die grundlegenden Fehler des kapitalistischen Finanz- und Geldsystems auf, gehen aber nicht etwa aufs Ganze, indem sie fordern, solche Strukturen direkt zu bekämpfen und zu eliminieren. Sie sind vielmehr nachvollziehbar davon überzeugt, dass die Lösung für die menschheitlichen Probleme von vielen kleinen Initiativen und Projekten ausgeht, die lokal, regional, national und vielleicht bald interna- tional monetäre Ökologie betreiben, indem sie auch ihr eigenes Geld verwenden. Machbar ist das, der Beweis wurde (und wird) durch Tausende Komplementärwährungen weltweit erbracht. Notwendig ist es auch – daran lässt das Buch »Geld und Nachhaltigkeit« keinen Zweifel.
Geld und Nachhaltigkeit Von einem überholten Finanzsystem zu einem monetären Ökosystem. Bernard Lietaer, Christian Arnsperger, Sally Goerner, Stefan Brunnhuber Europa Verlag, 2013, 363 Seiten ISBN 978-3944305066 19,99 Euro