Permakultur im Netz der Netzwerke
Die zweijährlich stattfindende Zusammenkunft der europäischen Permakulturszene wurde bewusst für themenverwandte Szenen geöffnet, die sich oft vor ähnlichen Herausforderungen sehen.
Der Schweizer Autor mit dem Pseudonym P. M. ist bereits durch eine ganze Reihe von gesellschaftlichen Alternativentwürfen aufgefallen, unter anderen durch seine anarchische Utopie »bolo’bolo« von 1983 und zuletzt durch »Neustart Schweiz« (2009). Verglichen mit »bolo’bolo« ist P. M.s aktuelle Vision in dem nun als »Nautilus Flugschrift« erschienenen 70-Seiten-Büchlein »Kartoffeln und Computer« erkennbar auf Umsetzbarkeit und Akzeptanz getrimmt – und es ist wirklich zu hoffen, dass diese Bemühungen dazu führen, dass der hier grob skizzierte Weg in eine nachhaltige Weltordnung angemessen breit diskutiert werden wird. Der Untertitel »Märkte durch Gemeinschaften ersetzen« macht schon deutlich, auf welcher Grundstruktur diese Ordnung basieren soll: nämlich auf Gemeinschaften und Nachbarschaften von je etwa 400 bis 800 Personen, die sich in einem lebensfrohen, aber energiearmen Lebensstil viel Infrastruktur teilen und gemeinsam (land-)wirtschaften. Im übersichtlichen, vertrauten sozialen Rahmen geht Letzteres zunehmend geldlos vonstatten; großes Augenmerk gilt dabei der Pflege und gerechten Nutzung der lokalen, aber auch der regionalen, städtischen, territorialen, subkontinentalen und globalen Commons. Die Gemeingüter betreffen auf den genannten Ebenen jeweils drei Sphären: allgemeine Dienstleistungen (zum Beispiel Industrie, Grundversorgung), kreativ-kooperative Projekte (Handwerk, leichte Gewerbe, Künste) sowie Subsistenz in der Landwirtschaft. »Das Ersetzen der Märkte durch Gemeinschaften verschiedenster Funktion und territorialer Zugehörigkeit führt zu einer reinen Bedarfsproduktion …«
P. M.s Vorschläge wirken auf den ersten Blick ziemlich realistisch und stimmig. Wie allerdings eine postkapitalistische Gesellschaft gebaut werden kann, ohne die heutigen Kapitalbesetzer zu enteignen – wie der Autor gegen Textende versichert –, erscheint mir doch diskussionswürdig. Noch am Anfang heißt es: »Das gemeinsame Wohlergehen wird in der Zukunft auf zwei elementaren Zugangsformen basieren: Zugang zu Land (Nahrung, Rohstoffe, Energie etc.) und Zugang zu Wissen (die Fähigkeit, alle Produktionsmittel zu nutzen und zu verbessern, seien sie nun materiell oder immateriell): im Grunde geht’s also um Kartoffeln und Computer.«
In der skizzenartigen Vision einer gesellschaftlichen Zukunft hat P. M. zahlreiche Ansätze verknüpft, die in der (Oya-)Luft liegen, und so beruht seine neue Welt auf den Pfeilern Gemeingüter, Subsistenz, Übersichtlichkeit, Dezentralisierung, Energieeffizienz, Subsidiarität, gegenseitige Hilfe, Planung und Gemeinschaft. Der Autor versäumt es in dem schmalen Band auch nicht, aufzuzeigen, wie der Übergang aus dem heutigen marktwirtschaftlichen System in eine Gesellschaft der Commons möglich wäre. Ein beachtenswerter Text!
Kartoffeln und Computer
Märkte durch Gemeinschaften ersetzen.
P. M.
Edition Nautilus, 2012, 80 Seiten
ISBN 978-3894017675
6,90 Euro
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