Buchtipps

Konvivialismus. Eine Debatte (Buchbesprechung)

von Alex Capistran, erschienen in Ausgabe #38/2016
Photo

Der von Frank Adloff und Volker M. Heins herausgegebene Band »Konvivialismus – Eine Debatte« versammelt Beiträge unterschiedlichster Autorinnen und Autoren aus dem alternativen Spektrum, die in einzelnen, thematisch gegliederten Aufsätzen der Frage nachgehen, was ein menschenwürdiges, konviviales Leben auszeichnet. Sie setzen sich dabei allesamt mit dem 2014 auf Deutsch erschienenen »Konvivia­listischen Manifest« auseinander. Die Gruppe »Les Convivialistes« (von lat. con-vivere: zusammenleben) hatte damit der globalen Debatte um die Frage, wie wir das Zusammenleben angesichts von Klimakatastrophe und Finanzkrisen gestalten wollen und müssen, neue Impulse gegeben. Die Beiträge des nun vorliegenden Buchs eröffnen die Diskussion um die Möglichkeiten und Grenzen des Manifests im deutschsprachigen Raum: Wo liegen seine Stärken, wo die Schwächen? Was hieße es, eine konviviale Gesellschaft anzustreben – in Politik, Kultur, Zivilgesellschaft und ­Wirtschaft?
»Das Ziel der Konvivialisten ist eine Gesellschaft, in der Individuen, Gruppen und Gemeinwesen auf neue Art und Weise miteinander verbunden sind, ein­ander in ihrer Unterschiedlichkeit achten und dabei zum Wohle aller kooperieren«, schreiben Adloff und Heins in ihrer Einleitung.
Der »Debatte«-Band bildet eine Art kritisches Echo des Manifests, indem er durch die Themen Staat, Zivilgesellschaft, Ökonomie, Kultur, Soziales und internationale Aspekte rotiert. Besonders hervorzuheben ist hier der Beitrag von Andrea Vetter und Benjamin Best, die im ansonsten etwas zu kurz gekommenen Bezug auf Ivan Illich – einen der Gründerväter der konvivialistischen Idee – die Beziehungen zwischen konvivialem Leben und Technik aufzeigen. Sie machen klar, dass eine Entkoppelung des technikgestützten Wirtschaftswachstums von Ressourcen nicht realistisch ist. Im Gegensatz zu Illich verzichten sie, wie auch die anderen Autoren, dabei bewusst auf theoretische Werkzeuge. Warum? Wäre nicht gerade die Perspektive der Philosophie fruchtbringend bei dem Versuch, eine organische Einheit im Wirrwarr der verschiedenen Herangehensweisen herzustellen? So wirken die einzelnen Beiträge etwas nebeneinandergestellt. Hoffen wir, dass den konvivialen Ansätzen mehr als ein bloßes Nebeneinander beschieden sein wird. ◆

Konvivialismus.
Eine Debatte.
Frank Adloff, Volker M. Heins (Hrsg.)
transcript 2015
264 Seiten
19,99 Euro

weitere Inhalte aus #38 | Nachbarschaft

Photo
Bildung

Der Weg nach Panama

Endlich ist er da, der Mensch, der mich ab Ausgabe 39 in der Oya-Bildungsrubrik ablöst: Alex Capistran, der sich im Gespräch auf der nächsten Doppelseite vorstellt. Ich kann nun in den Ruhestand gehen – oder wechsle ich nur mein Metier?

Photo

Alles ist möglich

Was braucht eine Dorfgemeinschaft: Kneipe? Kindergarten? ­Gemeinschaftshaus? Einkaufsmöglichkeiten? Angebote für Ältere? Am besten alles, finden die Hirschlandener – und krempeln die Ärmel hoch. Dafür, dass ihr Dorf eine Zukunft hat, arbeiten die Einwohner des 400-Seelen-Örtchens im badischen Hinterland mit vollem Elan.

Photo

Trickkiste Natur (Buchbesprechung)

Ein wirkliches Buch ist sie nicht, die »Trickkiste Natur« des BUND Naturschutz in Bayern e. V., und so war ich zunächst überrascht von dem übersichtlichen Format mit Spiralbindung, das an einen Taschenkalender erinnert. Doch auf den zweiten Blick musste ich

#38 | Nachbarschaft

Cover OYA-Ausgabe 38
Neuigkeiten aus der RedaktionVerteilstationen