Die Wiederentdeckung der Alblinse
Regional angepasste Pflanzensorten sind die Basis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Mit etwas Glück finden sich auch längst verschollene alte Sorten wieder, wie diese Geschichte zeigt.
»Das Leben der Mächtigen« – auf den ersten Blick könnte es sich um ein Buch über den abgehobenen Lebensstil der machtelitären »oberen Zehntausend« handeln, doch lässt der Untertitel keinen Zweifel am tatsächlichen Thema: Es geht um »Reisen zu alten Bäumen«. Die italienischstämmige Wahlberlinerin Zora del Buono ist – wie so viele empfindsame Menschen – Baumliebhaberin und hat sich einen Lebenstraum erfüllt. In Begleitung ihres Hundes suchte sie vierzehn uralte Bäume in Nordamerika und Europa auf, darunter auch den 9550-jährigen »Old Tjikko«, den ältesten bekannten Baum der Welt, eine in Schweden wachsende Gemeine Fichte, ein Einzelklon, dessen momentane Gestalt – schmächtig, gerade einmal knappe 5 Meter hoch – ebenso wenig als »mächtig« erscheint wie jener 490 Lenze zählende Bonsai, der als »Hiroshima Survivor« bekannt ist, weil er wundersamerweise den Atombombenabwurf in der Stadtmitte überstand (117 cm, derzeitiger Standort: Washington D. C.).
Eindrucksvoller im Sinn des Buchtitels ist da schon das ebenfalls besuchte, mit mehr als 80 000 Jahren älteste Lebewesen des Planeten: Der Einzel-organismus »Pando« wächst in Form von 47 000 Zitterpappel-Stämmen auf 44 Hektar in Utah.
Dank Zora del Buonos Reiseberichten erfahren wir anschaulich, was sich hinter solchen Zahlen verbirgt, wie es sich anfühlt, als Menschlein unter einem Riesenmammutbaum in Kalifornien oder unter jener riesenhaften sizilianischen Esskastanie zu stehen, unter deren Blätterzelt schon vor Jahrhunderten »einhundert Pferde« Schatten fanden. Daneben versorgt del Buono ihre Leser wortgewaltig und geistreich mit scheinbar nebensächlichen Beobachtungen von ihren Reisezielorten. Jedes Kapitel wartet mit ausführlichen – und immer interessanten – Informationen aus der und Gedankenspielen über die jedes menschliche Maß überschreitende Lebensspanne der Uralten. Der Reisebericht gerät so nebenbei zum lehrreichen Geschichtsbuch, und natürlich fehlt es auch in keinem Fall an den nötigen biologischen Grundlagen.
Dieses Buch sollte allen Baumliebhaberinnen – und solchen, die es werden wollen – gefallen. Dank der Sprache der Autorin, ihrer Beobachtungsgabe und ihres weitläufigen Interesses macht die Lektüre große Freude. Hinzu kommt die gelungene Aufmachung, die weitergehende Neugierde auf die bei Matthes & Seitz erscheinende Edition »Naturkunden« weckt. ◆
Das Leben der Mächtigen
Reisen zu alten Bäumen.
Zora del Buono
Naturkunden bei Matthes & Seitz, 2015
147 Seiten
32,00 Euro
Regional angepasste Pflanzensorten sind die Basis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Mit etwas Glück finden sich auch längst verschollene alte Sorten wieder, wie diese Geschichte zeigt.
Mit viel Geld und Streit beginnt das zweite Kapitel, das rund um ein betagtes Wasserschloss spielt. Darin wohnt als Mitglied einer kleinen Gemeinschaft die Geigerin Ulrike Schauer-Wystrik.
Wir stechen mit Benjamin Kafka in See. Die Reise führt zu eigenwilligem Brachland. Dort sind die Kategorien von Erfolg und Misserfolg unbekannt.