Titelthema

Energie – klimafreundlich und in Bürgerhand

Wolfram Nolte sprach mit Bene Müller, Vorstand des Bürgerunternehmens solarcomplex AG am Bodensee.von Wolfram Nolte, Bene Müller, erschienen in Ausgabe #1/2010

Herr Müller, Sie haben solarcomplex vor neun Jahren mitbegründet. Was motivierte Sie zu einem Unternehmen mit so hoch gesteckten Zielen?

Es begann eigentlich mit den »Singener Werkstätten«. Hier traf sich ab dem Jahr 1997 einmal in der Woche eine bunte Gruppe von philosophisch, politisch und künstlerisch interessierten Menschen, um sich mit den Fragen der Zeit auseinanderzusetzen. Ich selbst war zu jener Zeit auch als Kunstschaffender tätig. Es entstand so etwas wie eine Bauhaus-Atmosphäre, es war wie bei einer Volksuniversität.

Im Juni 2000 machten wir in einem Zirkuszelt eine größere Veranstaltung mit dem Anspruch auf Konkretisierung unserer Utopien. Bekannte Wissenschaftler waren dabei, wie die Professoren Dr. Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut Hamburg, Dr. Peter Hennicke vom Wuppertal-Institut und Dr. Rolf Kreibich vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZTB) in Berlin, die heute noch als wissenschaftliche Beiräte solarcomplex unterstützen.

Für die Vorträge gab es kein Honorar, und jeder nahm an dem gesamten Prozess teil. Es entstand der Gedanke, nicht nur Missstände anzuprangern, sondern den Schritt von der Bürgerinitiative zum Bürgerunternehmen zu gehen: Mit »solarcomplex« nahm unsere Utopie einer Energiewende konkrete Gestalt an. Siebzehn Bürger brachten 37 500 Euro auf, um eine GmbH zu gründen. Zu mehreren arbeiteten wir ein Jahr ohne Honorar, um den Start zu ermöglichen.

Jetzt hat sich solarcomplex zu einer AG mit 600 Aktionären und einem Grundkapital von 3 Millionen Euro entwickelt, demnächst 5 Millionen Euro. Die Firma hat bisher 58 Millionen Euro in Solardächer, Solarparks und Bioenergie-Dörfer in der Bodenseeregion investiert und im Jahr 2009 rund 20 Millionen kWh an Strom und rund eben so viele Kilo­wattstunden an Wärme regenerativ in der Region produziert. Eine Erfolgsgeschichte, die sich sehen lassen kann. Was ist Ihr Erfolgskonzept?

Wir investieren laufend in Solarparks und Solardächer, betreiben auch ein Wasserkraftwerk auf der Musikinsel Singen. Aber das Besondere unseres Konzepts ist die Umwandlung von Dörfern in Bioenergiedörfer. Auf dem Land, wo Biomasse anfällt, ist es sinnvoll, Biogasanlagen zur Stromproduktion zu bauen und in einer Heizzentrale durch Kraft-Wärme-Kopplung die anfallende Abwärme zu nutzen. Wenn nötig, liefert ein Hackschnitzel-Kessel zusätzliche Wärme. Durch Nahwärmenetze bringen wir die Wärme in die Haushalte. Mit dem Bioenergiedorf Mauenheim – dem ersten seiner Art in Baden-Württemberg – wurde der Nachweis erbracht, dass eine Vollversorgung aus heimischen erneuerbaren Energien sowohl strom- wie wärmeseitig möglich ist. Darüber hinaus wird in der Regel ein Überschuss an Strom produziert, in Mauenheim z. B. das neunfache des Eigenverbrauchs. In Lippertsreute wurde das zweite baden-württembergische Bioenergiedorf Wirklichkeit. Es werden 60 kommunale, kirchliche und private Gebäude über ein vier Kilometer langes Nahwärmenetz mit Abwärme einer Biogasanlage versorgt.

Zwei weitere Dörfer, Schlatt und ­Randegg, stellten dieses Jahr auf Bioenergie um. Von 2010 an sollen jedes Jahr zwei weitere Dörfer dazukommen.

Sind Biogasanlagen nicht problematisch? Besteht nicht die Gefahr, dass mehr und mehr Energiepflanzen auf Kosten der Nahrungspflanzen angebaut werden und dass auf ökologischen und gentechnikfreien Anbau immer weniger Rücksicht genommen wird?

Die Gefahr ist da. Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass wir uns nicht vollständig aus Bioenergie versorgen können. Aber die Energie aus Biomasse ist langfristig ein zentrales Element in unserer Strategie, wenn auch nicht das wichtigste. Pflanzlich gespeicherte Solarenergie ist wichtig zum Steuern, Lenken, Ausregeln, auch wenn sie mengenmäßig nicht so wichtig ist. Aus einer Potenzialstudie für den Landkreis Konstanz aus dem Jahr 2002 geht hervor, dass der Heiz­energiebedarf nur zu 15 Prozent aus der nachwachsenden Biomasse des Landkreises gedeckt werden kann.

Wenn wir annehmen, dass sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren die Dämmung der Gebäude erheblich verbessert und effizientere Heiztechniken angewandt werden, dann können es auch 30 Prozent werden. Das ist dann aber auch die Grenze.

Die Verlegung von Wärmenetzen ist auf jeden Fall richtig und wichtig. Auch Bioenergie wird knapp und teuer werden. Aber an die Wärmenetze können auch solarthermische oder geothermische Kraftwerke angeschlossen werden. Das Netz ermöglicht die Nutzung aller regenerativen Energiequellen. Vielleicht sogar in Zukunft der Brennstoffzelle – wenn das Problem der Wasserstoffgewinnung gelöst werden sollte. Auf jeden Fall ist es sinnvoller, eine Brennstoffzelle in nur einer Heizzentrale zu haben, als viele in Hunderten von Gebäuden. Das Wärmeenergie-Netz gehört zum Bioenergiedorf und ist auf jeden Fall der richtige Schritt. Denn langfristig müssen alle Gebäude unabhängig von Öl und Gas werden, das ist keine Frage des Wollens, sondern des Müssens.

Da gibt es zwei Strategien: Jeder macht es für sich – dann dauert die Umstellung länger, ist aufwendiger und kostenintensiver, oder wir machen es kollektiv in einem Ort: Wir haben dann eine Heizzentrale, ein Netz, und alle Haushalte sind zum gleichen Zeitpunkt versorgt – ohne große eigene Investitionen.

Was ist mit der Energieversorgung in den Städten? Hat Ihr Konzept nur für den ländlichen Raum Bedeutung?

In den Städten kann man selbstverständlich sehr viel mehr in Photovoltaik und Solar­thermie investieren, es braucht nur genügend Phantasie und Initiativkraft. Man kann Fassaden damit ausstatten oder bei nicht so geeigneten Dächern nachführende Photovoltaik installieren. Man kann Zweckbauten damit ausstatten. Zum Beispiel wurde in der Stadt Engen eine hundert Meter lange Bushaltestelle für Schüler gebaut und mit Photovol­taik bestückt.

Es ist auch möglich, in geeigneten Stadtteilen eine Biogasanlage zu errichten, wenn sie mit regionaler Biomasse versorgt werden kann, wie beispielsweise in Meßkirch. Aber Städte werden sich nie mit eigenen regenerativen Energien vollständig versorgen können. Die regenerative Energiezukunft sieht so aus: Das Land produziert Überschüsse für die Städte. Deswegen brauchen wir solche Bioenergiedörfer wie Mauenheim, das neunmal so viel Strom produziert, wie es verbraucht. Schafft ein, zwei, viele Mauenheime!

Wie schwierig ist es, die Mehrheit der Bürger eines Orts von der Zukunftsfähigkeit einer solchen Umstellung zu überzeugen?

Ich habe feststellen müssen: Eigennutz ist das stärkste Motiv. Das können wir nutzen. Denn die Rahmenbedingungen haben sich geändert, wir haben eine neue Situation: Das umweltpolitisch Bessere ist auch das ökonomisch Günstigere. Wir argumentieren gar nicht mehr ökologisch, sondern ökonomisch. Zugespitzt: Ökologie ist das Abfallprodukt.

Ich musste mein Menschenbild in den letzten zwanzig Jahren revidieren. Die meisten Menschen sind offenbar nur über ihren Eigennutz ansprechbar, nur fünf bis zehn Prozent sind als Idealisten zu erreichen. Die meisten denken nur an sich und denken kurzfristig. Wer denkt schon zwanzig, dreißig Jahre weiter? Wer denkt an andere oder gar an die ganze Menschheit? Meine Devise ist: Pragmatisch ansetzen, kein Denken in politischen oder sonstigen Lagern mehr.

Wenn sich ein Dorf positiv entschieden hat, welche Schritte stehen dann an?

Wenn sich ein Dorf für die Umstellung auf ein Bioenergiedorf eignet, sprechen wir die Menschen dort sehr aktiv an. Wir organisieren vier bis fünf Abendveranstaltungen, die sehr intensiv beworben werden. Hier machen wir den Bürgern die Vorteile und den persönlichen Nutzen klar, den sie von der Umstellung haben. Sie haben kaum Investi­tionskosten, keine Wartungs- oder Reparaturkosten und einen Energiepreis, der garantiert unter dem Ölpreis liegt. Den Land- und Forstwirten wie den Handwerkern wird ihr ökonomischer Nutzen schnell einsichtig. Die Bürgermeister und Händler wissen die regio­nale Wertschöpfung zu schätzen. Bis 2009 konnten so schon neun Millionen Euro in der Region gehalten und zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Bei allem Eigennutz gibt es auch so etwas wie einen sozialen Mehrwert. Die Menschen kommen zusammen und entwickeln gemeinsam dieses Projekt. Sie müssen gemeinsam die aufgerissenen Straßen ertragen und sind hinterher stolz auf das gemeinsam Erreichte. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist stärker geworden, und gerne verweist man jetzt auch auf die ökologischen Vorteile.

Solarcomplex ist eine Aktiengesellschaft. Kann jeder Bürger Aktionär werden und so an dem Energiegewinn teilhaben und mit­bestimmen?

Ja, wir sind eine nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft, um vielen Bürgern die Teilhabe auf eine einfache Weise zu ermöglichen und dennoch Börsenspekulationen auszuschließen. Die GmbH wurde noch mit einer gewissen Naivität gegründet, erwies sich aber als ungeeignet für eine Bürgergesellschaft, in die man leicht ein- und austreten kann. Jeder kann bei uns Aktionär werden, der Mindesteinsatz beträgt 2000 Euro. Es gibt auch ein Stadtwerk, das mit 500 000 Euro beteiligt ist. Anfangs hatten wir die Regelung, dass jeder Aktionär nur eine Stimme hat. Jetzt hat jede Aktie eine Stimme, weil wir auch größere Einlagen wollen. Es gibt aber eine Deckelung bei fünf Prozent der Gesamtstimmen für jeden Aktionär. Das mindert die Gefahr einer Majorisierung durch Großaktionäre oder gar einer feindlichen Übernahme.

Könnte die Gefahr einer Übernahme durch Großaktionäre mit der Rechtsform einer Genossenschaft gemildert werden?

Die Gefahr besteht natürlich. Eine Genossenschaft bietet einen gewissen Schutz, aber letztlich kann die Gefahr des Aufkaufens auch hier nicht ausgeschlossen werden. Die Genossenschaft hat für ein Projekt wie unseres leider ein »zu linkes« Image, mit ihr ist es schwerer, die Menschen in der bürgerlichen Mitte zu erreichen. Wir wollen und brauchen auch größere Beträge. Sollen die großen Einlagen doch erst einmal kommen, dann sehen wir weiter.

Aber es stimmt schon, es ist eine Gratwanderung. Wie bekomme ich das Geld, das ich brauche, und verhindere, dass das Geld einen dominanten Einfluss gewinnt? Auch damit müssen wir lernen, umzugehen.

Bis jetzt ist es gutgegangen. Die Hauptversammlungen waren bisher harmonisch, obwohl ganz unterschiedliche Menschen dabei sind, was die Weltanschauung, die Parteizugehörigkeit oder das Einkommen betrifft. Die gemeinsame Überzeugung ist: Wir brauchen dringend erneuerbare Energien.

Die »Projektgruppe Bioenergiedörfer« an der Universität Göttingen hat das erste Bioenergiedorf in Deutschland, Jühnde bei Göttingen, konzipiert und umgesetzt. Sie hält es für wichtig, dass sich die Bioenergieanlagen zu mehr als der Hälfte im Eigentum der Wärmekunden und der Biomasse-Lieferanten befinden. Möglichst alle Beteiligten sollen Anteile besitzen. Wie ist das bei den von solarcomplex betreuten Bioenergiedörfern?

Was die Bürgerbeteiligung angeht, vertreten wir nicht die reine Lehre. Wir vertreten kein lokales Konzept der Bürgerbeteiligung wie die »Projektgruppe Bioenergiedörfer«. Wir haben uns für ein regionales Konzept entschieden, und ganz pragmatisch verlangen wir auch nicht, dass jeder Nutzer sich an der Bürgergesellschaft beteiligen muss. Ich hoffe auf mehr Bürgerbeteiligung, nicht ausschließlich als Nutzer des Netzes, sondern auch als Teilnehmer am wirtschaftlichen Organismus. Aber wir können die Menschen nicht zwingen. Mit diesem pragmatischen Ansatz ist der Bodensee zur führenden Region für Bioenergiedörfer in Deutschland geworden. Vier gibt es schon, vier weitere sind in Planung, in wenigen Jahren werden es ein Dutzend sein. In Deutschland gibt es zur Zeit – je nach Definition – zehn bis zwanzig Bioenergiedörfer.

Wie ist es gelungen, dass sich in Jühnde so viele Menschen an ihrer Bürgergesellschaft beteiligt haben?

Dort gab es eine intensive Auseinandersetzung im Dorf. Es gab lokal einflussreiche Persönlichkeiten, die die anderen mitgerissen haben. Es entstand ein starkes Wir-Gefühl: »Jühnder schaffen was für Jühnder«, und es fanden sich genügend Leute, die Geld gaben.

Hier am Bodensee müssen wir mit einer andere Situation zurechtkommen. Schließlich ist solarcomplex ein regionales Unternehmen, die Gesellschafter kommen aus Konstanz, Singen, Engen etc. Solarcomplex entwickelt Dörfer auch zu Bioenergiedörfern, wenn diese selbst nicht genügend Eigenkapital dafür aufbringen. Dieser regionale Ansatz verlangt eine umfassendere Perspektive. Die Jühnder haben ein hohes Wir-Gefühl – aber das ist auf Jühnde beschränkt. Sie wollen im Nachbardorf nichts erreichen. Wir sagen: Wir wollen viele Bioenergiedörfer in der Bodensee-­Region schaffen.

Wie wichtig sind Bioenergiedörfer für eine Energiewende in Deutschland?

Bioenergiedörfer sind vor allem psychologisch wichtig, weil sie die Machbarkeit von hundertprozentig regenerativen Konzepten belegen. In den städtischen Ballungsgebieten müssen die Konzepte angepasst werden. Der Aufbau von Wärmenetzen ist aber auch dort sinnvoll, weil die Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung besser genutzt werden kann.

Was halten Sie von anderen Bürgerinitiativen und Bürgerunternehmen, wie die Freiburger Initiative »Energie in Bürgerhand« oder die »EWS« in Schönau?

Wir sind mit diesen Initiativen freundschaftlich verbunden und arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten am gemeinsamen Ziel: der möglichst raschen Ablösung fossil-atomarer Energieträger durch heimische erneuerbare Energien. Und dafür, dass diese als »Gemeingut in Bürgerhand« allen Bürgern zu angemessenen Preisen zur Verfügung stehen.

Welche politischen Rahmenbedingungen brauchen Sie?

Ich halte nichts davon, immer nach der ­Politik zu schreien. Wir haben ein großzügiges Darlehensprogramm von der Kreditanstalt für Wiederaufbau und ein akzeptables Energie-Einspeisegesetz. Die Förderung regenerativer Energien ist parteiübergreifend ein anerkanntes Ziel, nur die FDP schert ein bisschen aus. Ich wünsche mir von den ­Politikern das Rückgrat, die gegenwärtige Fördersituation während der nächsten zehn Jahre aufrechtzuerhalten. Dann wäre der Durchbruch geschafft. Dann kann es nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Diese Kontinuität vorausgesetzt: Wann wird sich Deutschland weitgehend mit regenerativen Energien versorgen können?

Wenn weitgehend heißt: zu mehr als fünfzig Prozent, dann kann das bis zum Jahr 2030 der Fall sein – wenn der politische und kollektive Wille stark genug ist. Außer der Biomasse müssten die Solarthermie, die bisher stark unterschätzt wird, die Geothermie und alle Arten von Abwärme, seien sie landwirtschaftlicher oder industrieller Herkunft, stärker genutzt werden. Die entscheidenden Hürden sind bekanntlich die in unseren Köpfen.

 

Hier können Sie sich energiekundig machen
www.solarcomplex.de
www.bioenergiedorf.de
www.ews-schoenau.de
www.energie-in-buergerhand.de


weitere Artikel aus Ausgabe #1

Gemeinschaftvon Rainer Kippe

Solidarisch für die Menschenrechte

Der gesellschaftliche und soziale Wert eines Menschen wird bei uns im Kapitalismus allein nach seiner Arbeitskraft bewertet.« So beginnt die Präambel der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM). Sie begründet eine solidarische Praxis, die Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance ­haben, ein Zuhause und selbstbestimmte Arbeit bietet. Am 3. ­November 2009 wurde die SSM 30 Jahre alt. Selbst der ­Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters lobte die Vorschläge der SSM zur Stadtentwicklung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. ­Seine Grußbotschaft endete mit einer symbolischen Umarmung: »In dreißig Jahren ist die Mülheimer Selbsthilfe ein Stück Köln geworden und hat das soziale Bild der Stadt mitgeprägt.« Anlass ­genug, Mitbegründer Rainer Kippe um einen Beitrag darüber zu bitten, wie die SSM bis hierher gekommen ist.

Gemeingütervon Lara Mallien

Copyleft

Wissen und das Licht haben viel ­gemeinsam: Wir sprechen von Erleuchtung, vom Geistesblitz, von erhellenden Einsichten. Das Licht wird nicht weniger, gleich, ob zehn oder tausend Menschen es zum Bräunen oder zum Gartenbau nutzen. Hier ­enden die Gemeinsamkeiten, denn das Wissen nimmt sogar zu, je mehr es geteilt wird, je mehr Wissende und Mitdenkende, Weiterdenkende es gibt. Wie die Freude ist auch das Wissen eines dieser geheimnisvollen Gemeingüter, die sich vermehren, wenn wir sie teilen.

Bildungvon Anke Caspar-Jürgens

Anders Lernen

Anders Lernen? Warum »anders«? Weil wir heute schulisches Lernen mit der Angst vor Versagen, vor schlechten Zensuren oder gar vor dem Sitzenbleiben verbinden. Wer Angst hat, kann bekanntlich nicht gut lernen. Viele Menschen sind seit langem überzeugt, dass hier etwas ­anders werden muss, denn die Art, wie wir lernen, hat Einfluss auf die Gestaltung unserer gesamten Kultur. Und die wäre eine andere, wenn sie weniger von Angst als von mehr Vertrauen und Freude am Lernen geprägt wäre.

Ausgabe #1
Wovon wir alle leben

Cover OYA-Ausgabe 1Neuigkeiten aus der Redaktion