Eine handbetriebene Heu- und Strohballenpresse selberbauen.von Jochen Schilk, erschienen in Ausgabe #61/2020
Die Aktivistinnen und Aktivisten der Regionalgruppe Tübingen im Netzwerk -«Blühende Landschaft« engagieren sich für Artenvielfalt. Sie wissen zum Beispiel, dass Streuobstwiesen am besten zweimal im Jahr zu den richtigen Zeitpunkten gemäht werden sollten (siehe Volker Croys Beitrag in Oya Ausgabe 51) und vermitteln deshalb unter anderem den Gebrauch von Sensen.
In einem kurzen Video stellten sie im vergangenen Sommer zudem eine selbstgebaute manuelle Heuballenpresse aus Holz und einigen Metallteilen vor, die sich durch ihre Zerlegbarkeit von anderen manuellen Pressen abhebt. Lose Heuhaufen beanspruchen eine Unmenge Platz; zu Ballen gepresst, lässt sich das getrocknete Gras viel besser lagern und transportieren. Unter Tierhaltern finden Heuballen stets dankbare Abnehmerinnen und Abnehmer.
Die im Video vorgestellte Konstruktion besteht im Wesentlichen aus der Presskammer, in der ein Pressschlitten hin und her läuft; ein über der Kammer angebrachter Einfüllschacht sorgt für einfache Beladung, und durch das Betätigen eines Kniehebels kann mensch ordentlich Druck auf einen Pressstempel geben, was dicht gepresste Ballen garantiert. Abschließend läßt sich der Kniehebel arretieren, um den Druck aufrechtzuerhalten, während der Ballen mittels einer langen Nadel, die sich von außen durch Schlitze in der Presskammer ziehen lässt, rasch mit zwei Schnüren zusammengebunden wird. Manuel Haus, der Konstrukteur dieser Apparatur sagte auf Nachfrage: »Mit etwas Übung und genügend Mithelfenden zum Antragen und Einfüllen pressen wir etwa acht Ballen in der Stunde, das sind pro Stück rund sieben Minuten.«
Die so hergestellten Heuballen messen etwa 40 x 45 x 65 Zentimeter und wiegen zwischen sechs und sieben Kilogramm. Ich fragte Manuel Haus, ob sie sich wohl für den Hausbau eignen würden (siehe Oya Ausgabe 36 »Hausen in Holz und Halm«). Er entgegnete, dass maschinell gefertigte Ballen vermutlich noch viel dichter gepresst sind: »Ich würde damit eher kein Heuballenhaus bauen – jedenfalls kein selbsttragendes.« Die Idee eines Stroh- oder Heuballenhauses, das auf fossilfreie(re) Weise entstehen kann, erscheint mir dennoch als ein lohnenswertes Forschungsprojekt.
Die Kosten für das in jedem Baumarkt erhältliche Material (stabile Regalbretter, diverse Beschläge wie Kistenverschlüsse sowie weitere Metallteile) liegen bei etwa 300 Euro – ein Kostenaufwand, der sich laut Manuel Haus bei gemeinschaftlicher Nutzung »allemal lohnt«.